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WER BRAUCHT VENEDIG? YAEL BARTANAS VIDEOKUNST BEI CAPITAIN PETZEL

WER BRAUCHT VENEDIG? YAEL BARTANAS VIDEOKUNST BEI CAPITAIN PETZEL

Falls Du es nächste Woche nicht zur Biennale nach Venedig schaffst, hält Capitain Petzel einen kleinen Trost bereit: Diesen Samstag lädt die Galerie zu einer Filmvorführung der Künstlerin Yael Bartana, die in diesem Jahr zusammen mit dem Theaterregisseur Ersan Mondtag den deutschen Pavillon gestaltet. Gezeigt wird Bartanas Trilogie „And Europe Will Be Stunned„, die von 2007 bis 2011 in Polen entstand. Bartana, 1970 in Israel geboren, verwebt in ihren Filmen immer wieder Geschichte und Fiktion, um sich mit Fragen von Ideologie auseinanderzusetzen. Oftmals skizziert sie ironisch überhöht Alternativen zur Gegenwart und kreiert imaginäre Zukunftsvisionen: Wie Machtfantasien Menschen mobilisieren, interessiert Bartana dabei besonders.

So beschäftigen sich auch die drei Filme, aus denen sich „And Europe Will Be Stunned“ zusammensetzt, mit einer alternativen Realität: Im Stil eines Propagandafilms imaginiert die Videoarbeit, wie es aussehen könnte, wenn im Zentrum Warschaus ein Kibbuz entsteht. In der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Herkunft beschönigt Bartana nichts – und belehrt dabei genauso wenig. Ihre Filme sind im besten Sinne widersprüchlich: Bartana entlarvt politische Propaganda aus allen Richtungen, indem sie sich übergroße Bilder, eindringliche Soundtracks und poetische Worte zueigen macht. In Venedig werden wir nicht weniger von ihr erwarten dürfen.

Text: Laura Storfner / Fotos: Stefan Müller / Credit: Capitain Petzel / Film Stills: Yael Bartana

Capitain Petzel, Karl–Marx–Allee 45, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan
Yael Bartana – Film Screenings: 13.04.2024 17h

@capitainpetzel
@yaelbartana

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AUF DER SONNENSEITE: NANCY HOLT IM GROPIUS BAU

AUF DER SONNENSEITE: NANCY HOLT IM GROPIUS BAU

Ihre Skulpturen sollten nicht bloß angesehen werden. Nancy Holt wollte, dass die Menschen mit ihnen die Umwelt und sich selbst neu sehen. In der Wüste von Utah installierte sie 1973 eine ihrer wohl bekanntesten Arbeiten, die diesem Prinzip folgt: Die „Sun Tunnels“, vier Röhren aus Beton mit drei Metern Durchmesser, rahmen den Sonnenaufgang und -untergang. Nachts scheinen durch Löcher im Baustoff Sternbilder so unmittelbar und nah, als könne man sie berühren. Für die Bewegung der Himmelskörper fand Holt so eine Darstellung, die gleichermaßen minimalistisch und poetisch ist – ohne kitschig zu wirken. Auch wenn man die Sonnentunnel im Gropius Bau nur als Studien erleben kann, führt das Museum eindrücklich vor, wie die Land-Art-Pionierin ihre Kunst immer wieder als Sehverstärker einsetzte. Das Museum zeichnet Holts fünf Jahrzehnte umspannende Karriere von den Anfängen in der konkreten Poesie über experimentelle Filme bis hin zu Installationen nach, die alle Raumgrenzen sprengen. Holt, die Biologie studiert und als Redakteurin gearbeitet hatte, verstand es, Text, Bild und Naturstudien leichtfüßig zusammenzuführen. Nicht selten arbeitete sie dabei mit Wissenschaftler:innen, Architekt:innen und Astronom:innen zusammen. Visuell zieht sich das Licht als Medium durch eine Vielzahl der Arbeiten: So auch bei Holts „Electrical System“ von 1982, das den gesamten Innenhof des Museums einnimmt.

Aus Glühbirnen und gewölbten Metallrohren kreierte Holt eine Lichtwiese, durch die Besucher:innen wandeln können. Was die Werke verbindet, ist die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Kosmos. Ihre Arbeiten fügen sich – trotz der gewaltigen Maßstäbe – sachte in Umgebung und Landschaft ein. Statt zu verdrängen, verstärkt Holt, was die Welt zusammenhält. Heute, zehn Jahre nach ihrem Tod, können ihre Land-Art-Erkundungen auch als Mahnmale gegen den Klimawandel gelesen werden: als Objekte, mit denen wir uns zur Welt ausrichten und unseren Platz in ihr suchen.  

Text: Laura Storfner / Credits: Holt/Smithson Foundation, VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Courtesy: Sprüth Magers, Fotos: Luca Girardini

Gropius Bau, Niederkirchnerstr.7, 10963 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan

Nancy Holt: Circles of Light – Experimente mit Sound, Bild und Objekten 1966–1986 bis 21.07.2024

@gropiusbau

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BERLIN, DU BIST SO WUNDERBAR, AUCH AUSSERHALB DES RINGS — MIT AB INS B! ENTDECKERTAGE DIE STADT NEU ERLEBEN

BERLIN, DU BIST SO WUNDERBAR, AUCH AUSSERHALB DES RINGS — MIT AB INS B! ENTDECKERTAGE DIE STADT NEU ERLEBEN

Es wird Frühling in Berlin. Und während es sich in der kalten Jahreszeit vollkommen in Ordnung anfühlte, seinen Bewegungsradius auf Arbeit-Sofa-Späti-Lieblingsbar zu beschränken, können wir es nun alle fühlen: das Kribbeln in Hirn und Füßen, die Lust auf neue Erlebnisse. Wenn auch Du die Ostertage nicht im Süden verbringst, aber dennoch Lust auf frischen Wind um die Nase hast, erkunde doch einfach die eigene Stadt mal neu. Eine fantastische Möglichkeit dafür bieten die Berliner Entdeckertage „Ab ins B!„. Vom 30.03.–14.04.2024 warten über 250 verschiedene Veranstaltungen in zehn Bezirken darauf, erkundet zu werden – und zwar außerhalb des Rings. Blickt man ins Programm gibt es plötzlich so viel zu erleben, es fällt schwer, nicht in intuitive FOMO zu verfallen: Osterfeuer im Britzer Garten in Neukölln, Rabatte beim Bootsverleih in Treptow-Köpenick auf der Müggelspree oder geheime Aussichten auf Berlin in über 70 Metern Höhe in Marzahn-Hellersdorf sind nur einige der Programmpunkte. Du interessierst Dich eher für Architektur? Kein Problem, wie wäre es mit Hans Scharoun in Charlottenburg-Wilmersdorf, einer Führung durch Bruno Tauts Waldsiedlungin Steglitz-Zehlendorf oder doch lieber auf den Spuren der Industriegeschichte in Siemensstadt?

Soll es Kunst sein? Dann lege ich Dir die textilen Wunder Sofie Dawos in Dahlem, Carol Rhodes und Jenna Bliss im Zehlendorfer Haus am Waldsee oder die Führungen in der Liebermann-Villa in Wannsee ans Herz. Oder willst Du Dich schon mal auf den Sommerurlaub vorbereiten? Kein Problem, wusstest Du, dass es eine Indoor-Surfwelle an der Landsberger Allee gibt? Warst Du bereits im Köpenicker Strandbad Wendenschloss? Wie, das ist Dir noch zu frisch? Na dann auf in die Sauna in Spandau. Klingt alles gut und Du weißt jetzt schon nicht mehr, was Du alles noch ausprobieren willst? Kann ich verstehen. Ein Blick ins pralle Programm wird es kaum besser machen. Von Waldbaden über Schnitzeljagden bis zu Bondagekursen oder literarischen Touren auf den Spuren Rainer Maria Rilkes ist alles dabei – und wird Hirn und Füße noch mehr zum Kribbeln bringen. Der Frühling in Berlin, er ist endlich da. Also ab ins B mit Dir! Das ganze Programm gibt es natürlich hier.

Text: Rosa Herbel / Fotos: Hendrik Wolter, Reederei Lüdicke & CanvaPro

Ab ins B! 30.03.–14.04.2024

@ab.ins.b

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DREI AUSSTELLUNGEN VOLL VISUELLER POESIE — GALERIEBESUCH IM EIGEN+ART LAB, BEI MEYER-RIEGGER & VON RACKNITZ+BAER

DREI AUSSTELLUNGEN VOLL VISUELLER POESIE — GALERIEBESUCH IM EIGEN+ART LAB, BEI MEYER-RIEGGER & VON RACKNITZ+BAER

Mit das größte Privileg in einer Hauptstadt wie Berlin zu leben, ist das kostenlose kulturelle Angebot, welches die vielen Galerien der Stadt anbieten: Wie gemacht für Wochenendtage, an denen die Energie nicht ausreicht, eine der großen Institutionen zu besuchen, für die Gedankenfreiheit in der Mittagspause oder den kleinen inspirierenden Ausflug nach Feierabend. Und bevor sich die Kunsthändler:innen der Stadt fürs Gallery Weekend rüsten, gibt es hier noch drei kleine poetische Tipps, die zu schade zum Verpassen sind: Abseits von den üblichen Hot-Spots zeigen die Kreuzberger:innen von Racknitz+Baer noch bis zum 21.04.2024 die erste Einzelausstellung des kanadischen Fotografen und Künstlers Alex de Brabant. „On Earth“ erzählt von der unheimlichen Verflechtung allen irdischen Lebens. Seinen Bilder zeigen einzigartige Ökosysteme und Stillleben und verwenden sorgfältige Aufmerksamkeit auf Symbolik, Komposition und einen oft psychedelischen Einsatz von Farben, um dem Betrachtenden eine Naturerfahrung zu ermöglichen, die an das Numinose grenzt – eine spirituelle Begegnung mit der Natur. Noch bis zum 13.04. zeigt die Charlottenburger Dependance der Mega-Galerie Meyer-Riegger die aus der Zeit gefallenen Arbeiten der Malerin Alma Feldhandler.

Mit unglaublicher Leichtigkeit entlockt sie den müdesten Farben eine pulsierende Leuchtkraft, baut klare Motive zu unscharfen Kompositionen, deren Diffusität noch lange hinter den Augenlidern nachhallt. Das sanfte Drama entsteht in der Ästhetik des Widerspruchs: uralte Malerei einer urjungen Künstlerin, wurde die Französin Feldhandler doch erst 1996 in Trappes geboren. Auf junge Kunst spezialisiert ist auch bekanntermaßen das Eigen+Art Lab in Mitte: Nur noch in der kommenden Woche, bis zum 06.04., wird dort die Ausstellung „Vulnerable State“ von Jens Kothe präsentiert. Berührend wird es auch hier, ganz direkt, denn es geht um Haut. Alles oszilliert zwischen Wunder und Wunde, Fragilität und Selbstentblößung, Schmerz, Sinnlichkeit und Verletzlichkeit. Das Ergebnis ist höchst ästhetisch und hinterlässt doch eine fast körperliche Reaktion, die sich auch nach Verlassen der Ausstellungsräume nicht ganz abschütteln lässt – genau so wie sie sein sollten, diese kleinen Dosen Kunst, die den Großstadtalltag doch so leicht durchbrechen können.

Text: Hilka Dirks / Foto: Peter Oliver Wolff / Credit: Alma Feldhandler, Who Is the Captain of All These Boys of Death?, 2023, Meyer Riegger, Berlin/Karlsruhe/Basel; Jens Kothe, Vulnerable State, Galerie EIGEN + ART; Alex de Brabant, von Racknitz + Baer

Alex De Brabant „On Earth“ bis zum 21.04.2024
VRB Gallery, Wiener Str.18, 10999 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan

Alma Feldhandler „Who’s the Captain of All These Boys of Death?“ bis zum 13.04.2024
Meyer-Riegger, Schaperstr.14, 10719 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan

Jens Kothe, „Vulnerable State“ bis zum 06.04.2024
Eigen+Art Lab, Torstr.220, 10115 Berlin–Mitte; Stadtplan

@vrbgallery
@eigenart_lab
@meyerriegger

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KUNST ERFORSCHEN MIT ALLEN SINNEN — DER SPREEPARK ART SPACE ERÖFFNET MIT GROSSEM PROGRAMM FÜR DIE GANZE FAMILIE

KUNST ERFORSCHEN MIT ALLEN SINNEN — DER SPREEPARK ART SPACE ERÖFFNET MIT GROSSEM PROGRAMM FÜR DIE GANZE FAMILIE

Die Brücken zwischen Kunst und Wissenschaft finden immer wieder neue Ausdrucksformen und -orte. Ob an Universitäten, in Ausstellungen oder Vermittlungsprogrammen – künstlerische Forschung hat Konjunktur. Ab diesem Wochenende öffnet ein weiterer Berliner Ort seine Türen, der sich ganz der interdisziplinären, experimentellen Wissenschaft verschrieben hat: Der Spreepark Art Space in Treptow, lokalisiert im Eierhäuschen. Der geschichtsträchtige Ort eröffnet am 23.03.2024 mit der Ausstellung „Park Einsichten: Vier Positionen aus der künstlerischen Forschung„. Einst Vergnügungspark, soll der Spreepark nun ein Ort des Wandels und der Erkundung werden, sowie Fixpunkt der Auseinandersetzungen der wechselnden Ausstellungen. Der Park als Laboratorium und Inspirationsquelle für die verborgenen Schichten von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wie das aussehen kann, zeigen die teilnehmenden Künstler:innen und Forscher:innen der ersten Gruppenausstellung: Marcus Maeder, Sabine Scho, Sissel Tolaas und Annett Zinsmeister.

In „Park Einsichten“ wird der Spreepark durch verschiedene Sinne erforscht und erlebt. Sabine Schos Parkalphabet lädt dazu ein, den Park über eine sprachliche und bildnerische Collage immer wieder neu zu definieren. Marcus Maeder hingegen kreiert eine Klanglandschaft, die archivierte Geräusche des Parks mit Bildaufnahmen der dort ansässigen Spezies überlagert. Annett Zinsmeister öffnet mit „Tracing Spreepark“ einen Raum für explorative Spurensuche und entführt die Besucher:innen in eine überraschend irreale Rauminstallation. Die Geruchsforscherin und Künstlerin Sissel Tolaas hingegen präsentiert einen Ausschnitt ihrer Geruchskartierung und thematisiert die geschichtlichen Polaritäten des Parks. Begleitend zur Ausstellung lädt das Eröffnungsprogramm des Spreepark Art Spaces zu einer Vielzahl von Veranstaltungen ein. Kinder und Familien können an einer spannenden Spurensuche durch das Eierhäuschen teilnehmen, um die Geschichte des Ortes zu erkunden. Eine geschmackliche Reise durch den Spreepark erwartet die Besucher:innen in der Kräuterbräu-Bar von Edible Alchemy, während Marcus Maeder mit einer einprägsamen Klangperformance die akustische Welt des Parks zum Leben erweckt und dabei ganz neue Perspektiven eröffnet auf einen Ort des Wandels und der Transformation zu gewinnen. 

Text: Hilka Dirks / Fotos: Frank Sperling

Spreepark Art Space im Eierhäuschen / Spreepark, Kiehnwerder Allee 2, 12437 Berlin–Treptow; Stadtplan

Eintritt frei.

@spreeparkartspace

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