VIVIAN MAIER — AUSSTELLUNG IN BERLIN ÜBER DIE MEISTERIN DER STREET PHOTOGRAPHY

VIVIAN MAIER — AUSSTELLUNG IN BERLIN ÜBER DIE MEISTERIN DER STREET PHOTOGRAPHY

Als bei einer Auktion im Jahr 2007 mehrere Kisten mit Foto-Negativen auftauchten, hatte in der Kunstwelt noch keiner von Vivian Maier gehört. Heute, nach ihrem Tod, gilt sie als eine der wichtigsten Vertreterinnen der amerikanischen Street Photography. Spätestens seit zwei Ausstellungen zu Vivian Maier im Willy-Brandt-Haus in den Jahren 2015 und 2018 ist ihre Fotografie auch den Berlinern bekannt. Auch ihre eigene Geschichte trägt zur Mythenbildung bei: Die 1926 als Kind europäischer Einwanderer in New York geborene Maier arbeitete lange als Kindermädchen – dass sie zeit ihres Lebens mit Geldsorgen zu kämpfen hatte und leidenschaftlich fotografierte, teilte sie mit niemandem. Im Verborgenen fertigte sie ihre Bilder an, ein Großteil ihrer Filmrollen blieb unentwickelt. Nun widmet die Werkstattgalerie Hermann Noack — in Kooperation mit der New Yorker Howard Greenberg Gallery — Vivian Maier eine Ausstellung in Berlin, die das Werk der Künstlerin in rund 120 Abzügen und Super 8-Filmen zeigt.

Das Gespür für besondere Momente und Bildkompositionen musste Vivian Maier nicht lernen – ihre Alltagsszenen aus den Straßen New Yorks und Chicagos, die die Autodidaktin ab den 1950ern aufnahm, und die nun in der Fotoausstellung in Berlin zu sehen sind, zeugen von einem außergewöhnlichen Blick auf die Welt. Ihre Bilder zeigen Menschen, die sich unbeobachtet fühlen: schlafende Männer, händchenhaltende Paare und Gruppen im Gespräch vertieft. Den Glamour und Aufschwung der 1960er fängt sie ebenso ein wie das Elend, das ihr begegnete. Männer in Anzügen und Damen im Pelzmantel eilen in ihren Fotografien vorbei an Wohnungslosen und vermeintlich Kleinkriminellen, die von der Polizei abgeführt werden. Maier selbst scheint dabei stets im Hintergrund zu bleiben. Als Fotografin, das ist zu spüren, drängt sie sich ihren Motiven niemals auf. Ihr Blick führt weder vor, noch urteilt er. Vielmehr ist Maier eine stille und zugleich brillante Beobachterin mit Sinn für humorvolle Details, die alles aufnimmt, das im Sucher ihrer Rolleiflex-Kamera bemerkenswert erscheint. Ihre eigene unbemerkte Chronistinnenrolle überträgt Maier in zahllose Selbstporträts: Streng dreinblickend hält sie sich in den Spiegelungen von Schaufenstern und blank polierten Radkappen fest. Ihr Gesicht erscheint fragmentarisch verzerrt – bisweilen ist sie nur als Schatten in den Bildern erkennbar. Sie ist präsent, doch für ihre Umwelt unsichtbar. Ein Glück, dass wir ihre Werke nun endlich sehen können. Lassen Sie sich diese Vivian-Maier-Ausstellung in Berlin nicht entgehen!

Text: Laura Storfner / Fotos: © Estate of Vivian Maier, Courtesy Maloof Collection und Howard Greenberg Gallery, New York

Werkstattgalerie Hermann Noack, Am Spreebord 9, 10589 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan

Vivan Maier – Streetqueen bis 27.02.2022, Mo–Do 9–16h, Fr 9–19h, Sa 12–19h, So 12–17h

@howardgreenberggallery
@hermannnoack
@vivianmaierarchive

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