EIN KLASSIKER REVISITED — DIE JOSEPH ROTH DIELE

EIN KLASSIKER REVISITED — DIE JOSEPH ROTH DIELE

Dies ist ein Beitrag aus unserem Buch Cee Cee Berlin No2. Das Buch gibt es hier online zu kaufen.

Joseph Roth wurde mit Berlin nie richtig warm. 1920 zog der Journalist und Schriftsteller von Galizien über Wien in die Potsdamer Straße. Zwei Romane und unzählige Miniaturen zum Berliner Alltag, die heute noch genauso in der Zeitung stehen könnten, entstanden während dieser Zeit – Nachtschwärmer, Bohemiens und Mädchen aus dem Milieu bevölkerten seine Seiten. Knapp 100 Jahre später scheinen sich Roths Helden in einem Lokal wiederzutreffen, das seinen Namen trägt. Unter der Markise der Joseph Roth Dielebeobachtet man bei einem Kölsch das Stammpublikum aus Galeristen, Alkoholikern, Obstverkäufern und Modedesignern. Innen sitzt man auf Thonet-Stühlen, liest an Tischen mit rot-weiß-karierten Decken Zeitung oder Roths Zitate, die die Wände zieren. Während man Rinderroulade oder hausgemachte Spätzle bestellt, meint man fast, Roth selbst im nächsten Moment zur Tür hereinkommen zu sehen. Stattdessen kommt einem nur ein Satz in den Sinn, den er 1930 notierte: „Berlin ist eine junge, unglückliche und zukünftige Stadt.“ Viel scheint sich bis heute nicht geändert zu haben. (Text: Laura Storfner / Fotos: Steffen Roth)

Joseph Roth Diele, Potsdamerstr.75, 10785 Berlin-Tiergarten; Stadtplan
Mo-Fr 10-24h

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