Der Westen ist nach wie vor fasziniert von der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK)— gleichzeitig lehnt er den Staat aber auch ab. Die tatsächlichen Lebensumstände in Nordkorea bleiben undurchsichtig, die mit dem Land verbundenen Klischees werden aufrechterhalten. Eine neue Gruppenausstellung im Meinblau Projektraum möchte diese Tatsache mit den Arbeiten von vier Künstlern thematisieren; sie alle haben sich mit der Geschichte, Politik und Kultur Nordkoreas auseinandergesetzt, um ein besseres Verständnis zu ermöglichen. Byungjun Kwons Soundscape „Forest of Subtle Truth 3“ (2017) erforscht die düstere Geschichte von Gyodong — einer Insel, die sich direkt unterhalb der militärischen Demarkationslinie befindet. Chan Sook Chois Installation „Yangjiri“ (2018) untersucht die Architektur eines südkoreanischen „Propagandadorfes“, wo sich nordkoreanische Kriegsflüchtlinge zwangsweise ansiedeln mussten. Bernhard Draz besuchte 2017 die DVRK und unternahm den Versuch einer radikalen Anteilnahme: Er integrierte sich in modifizierte Propagandaplakate, die er nun als Serie großformatiger Acrylgemälde zeigt. Georg Klein de- und rekonstruiert mit „The Sound before Silence – Souvenirs from North Korea“ (2018) ein traditionelles nordkoreanisches Lied, indem er es in einen Dialog mit der südkoreanischen Gayageum-Spielerin Youjin Sung setzt. Die Arbeiten regen sowohl für sich betrachtet als auch gemeinsam zum Nachdenken über das isolierte Land an und ermöglichen so aufschlussreiche Perspektiven. (Text: Anna Dorothea Ker / Fotos: Bernhard Draz, Meinblau)
Meinblau Projektraum, Pfefferberg Haus 5, Christinenstr.18-19, 10119 Berlin-Prenzlauer Berg; Stadtplan
Mo-So 11-19h
Chan Sook Choi, Byungjun Kwon, Bernhard Draz, Georg Klein: Facing North Korea, bis 3.12.2018