Die deutsch-jüdische Geschichte ist komplex, nicht selten schmerzhaft und immer hochemotional. Die Aufgabe, sie zu erzählen und das jüdische Leben, das heute in Berlin und ganz Deutschland gelebt wird, darzustellen, ist dementsprechend eine Herausforderung und doch nicht zuletzt in Anbetracht steigender antisemitischer und rassistischer Gewalt essentiell. Schon immer war sich das Jüdische Museum in Berlin, als größtes Europas, dieser Pflicht bewusst. Wie der frühe Bau des US-Architekten Daniel Libeskind selbst ist das Museum ein Ort der Zerrissenheit, an dem Erinnerung und Aufbruch gleichermaßen Platz finden. So schafft auch die neue Dauerausstellung den Balanceakt zwischen Geschichte, Tradition und Gegenwart: Der historische Rundgang beschreibt den Weg der jüdischen Gemeinschaft von der ersten geografischen Verortung in Deutschland, bis in den Alltag deutscher Jüdinnen und Juden heute. Jüdische Traditionen werden nicht nur greif- sondern auch begehbar: Ein Vorhang aus bunten Kettengliedern trennt den jüdischen Alltag vom heiligen Schabbat. In der Hall of Fame präsentieren sich bekannte jüdische Persönlichkeiten wie „bunte Popstars“, darunter Publizistin Hannah Arendt, Ethnologe Claude Lévi-Strauss und Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim. Die neue Ausstellung schafft es, der Komplexität jüdischen Lebens gerecht zu werden, indem sie unterschiedliche geschichtliche Aspekte zusammenbringt, Humor zulässt und der Gegenwart den Raum gibt, der ihr gebührt. (Text: Hanna Komornitzyk / Credits: Jüdisches Museum Berlin / Fotos: Maerz, Sucksdorff)
Dauerausstellung: Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland
Jüdisches Museum Berlin, Lindenstr.9–14, 10969 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Mo–So 10–19h
@juedischesmuseumberlin