KUNST GESPIELT AUF DER GROSSEN PARTITUR — DIE TEMPORÄRE SAMMLUNGSPRÄSENTATION DER STEDI COLLECTION AM ROSA-LUXEMBURG-PLATZ

KUNST GESPIELT AUF DER GROSSEN PARTITUR — DIE TEMPORÄRE SAMMLUNGSPRÄSENTATION DER STEDI COLLECTION AM ROSA-LUXEMBURG-PLATZ

Es gibt Gruppenausstellungen, in denen verschiedene Positionen in einer Ausstellung nebeneinander zusammenfinden. Meist freut man sich, weil man neue Künstler:innen entdeckt oder ein, zwei wirklich schöne Arbeiten sieht. Und dann gibt es Gruppenausstellungen, die sollten eher Gruppenkompositionen heißen. Sie sind selten und findet man eine, dann hat sie die Kraft, die eigene Art, Kunst zu begreifen, zu verändern. Wie in einem Orchester spielen dort verschiedene Positionen zusammen, stellen sich nicht einfach nur selbst aus, sondern bilden ein großes Ganzes. Noch bis zum 20.10.2024 ist ein solches Kunsterlebnis als flüchtige Zwischennutzung der alten Spike-Magazin-Büros in der Rosa-Luxemburg-Straße 45 zu entdecken. „Could this property be your next project?“ heißt die Ausstellung, benannt nach einer Arbeit von Michael Landy. Die gezeigten Arbeiten sind Selbstzweck und vielleicht ist das auch der Zauber der Ausstellung, denn nichts und niemand soll verkauft werden. Frank Hauschildt – Künstler, Ausstellungsmacher und eine Art geheimes Phantom der deutschen Kunstszene – hat sie zusammen komponiert aus zwei großen Sammlungen, Haus N und Ste/Di, aus Berlin und Kiel/Athen. Und was für Sammlungen das sind! Sylvie Fleury, Kasia Fudakowski, General Idea, Rebecca Horn, Eric Meier, Jeremy Shaw, Kaari Upson und Mike Kelly sind nur einige der Namen, denen man begegnet.

Im Eingangsbereich begrüßen ein Taurus-Schokokäfer von Sung Tieu, Antony Gormley stellt den Host an der Bar und eine der besten Arbeiten, die Michael Sailstorfer je gemacht hat – ein Schlagzeug aus einem alten LAPD Polizeiauto – findet sich gleich neben einem fantastischen Kleinformat von Daniel Richter aus seiner Riot-Cop-Phase. Alle Arbeiten sprechen miteinander und wenig lässt die kritische Nase rümpfen – und sogar dann passt es gut rein. Die Ausstellung ist immer samstags von 16 bis 19 Uhr zu sehen und am nächsten (28.09.) geben die Sammler:innen von Haus N sogar selbst um 17.30 Uhr eine Führung. Wer das verpasst, dem sei ein nächtlicher Besuch empfohlen: ein kleiner Automat von Malte Bartsch schaltete abends das Licht im Ausstellungsraum an. 1 Cent kostet die Sekunde – und jede ist sehr sehenswert. Ein bezauberndes kleines Erlebnis, ein bisschen wie aus einer früheren Zeit, als man durch die Kunst in Berlin noch von einer besseren Zukunft träumen konnte.

Text: Hilka Dirks / Fotos: Haus N & Ste/Di

Could this property be your next project?, Rosa-Luxemburg-Str.45, 10178 Berlin–Mitte; Stadplan
Bis 20.10.2024

@stedi.foundation

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