Gehört zu Deinen Neujahrsvorsätzen der Wunsch, mehr zu lesen, aber Du weißt nicht recht, wo Du anfangen sollst? Wenn Du noch nicht bereit für 2023 bist und ein wenig in der Vergangenheit schwelgen willst, empfehlen wir „The Nineties“ von Essayist und Kulturkritiker Chuck Klosterman. Er lässt sich tief in das Jahrzehnt hineinfallen und bespricht alles – von Nirvanas Nevermind über Seinfeld bis zur Wiederwahl von Bill Clinton. Eine Dekade später setzt Hendrik Bolzs Debüt „Nullerjahre“ ein. Bolz, besser bekannt als Rapper Testo von Zugezogen Maskulin, beschreibt darin das Aufwachsen in den Plattenbauten von Stralsund zwischen RTL-Nachmittagsprogramm, Hartz IV und Neonazis. Auf eine Reise von der Vergangenheit in die Gegenwart nimmt uns auch Annabelle Hirsch. Mit „Die Dinge: Eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten“ führt sie uns in eine Wunderkammer, die von Amazonen-Puppen bis zu „Pussyhats“ zahlreiche Gegenstände aus dem weiblichen Alltag enthält. Manche Objekte sind an ihre Zeit oder Besitzerin gebunden, andere weisen über sich hinaus und stehen Pars pro Toto für die Möglichkeit einer weiblichen Historiographie.
Wie die Geschichte, in diesem Fall die Kunstgeschichte, aus der Sicht der Frauen erzählt werden könnte, damit beschäftigt Katy Hessel. Die in London lebende Kuratorin geht dieser Frage mit ihrem Podcast und Instagram-Kanal „The Great Women Artists“ schon seit einigen Jahren nach. In ihrem neuen Buch „The Story of Art without Men“ stellt sie Künstlerinnen wie die Barockmalerin Artemisia Gentileschi und die Pionierin des Expressionismus, Paula Modersohn-Becker, ins Zentrum. Wer in andere Welten eintauchen will, der kann mit „Wild Things Are Happening: The Art of Maurice Sendak“ auf den Spuren des großen Kinderbuchillustrators und seiner gutherzigen Monster wandeln. Kunstliebhaber:innen sei auch die neue Publikation „On Reality“ von Jorinde Voigt empfohlen, in der sie Arbeiten aus den Pandemiejahren vorstellt, die mit dem Skalpell gezeichnet sind. Einen Rückblick auf mehr als 20 Jahre Schaffenszeit unternimmt unterdessen der in Berlin lebende Bildhauer Michael Sailstorfer mit der Monografie MS 00 22.
Text: Laura Storfner / Fotos: Sophie Doering & Cottonbro
„The Nineties“ von Chuck Klosterman (2023, Penguin Books, 384 Seiten)
„Nullerjahre“ von Hendrik Bolz (2022, Kiepenheuer & Witsch, 336 Seiten)
„Die Dinge. Eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten“ von Annabelle Hirsch (2022, Kein & Aber, 416 Seiten)
„The Story of Art without Men“ von Katy Hessel (2022, Piper, 512 Seiten)
„Wild Things Are Happening: The Art of Maurice Sendak“ (2022, DelMonico Books, 247 Seiten)
„On Reality“ von Jorinde Voigt (2023, Hatje Cantz Verlag, 304 Seiten)
„MS 00 22“ von Michael Sailstorfer, Works 2000–2022 (2022, DCV, 320 Seiten)
@thegreatwomenartists