SCHWERTER UND SURREALISMUS: WAKING VISIONS AUSSTELLUNG IM SAMURAI MUSEUM

SCHWERTER UND SURREALISMUS: WAKING VISIONS AUSSTELLUNG IM SAMURAI MUSEUM

Ich war noch nie im Samurai Museum. Allerdings liebe ich alles, was mit Schwertern und Rüstungen zu tun hat. Also muss ich nicht lange überlegen, als meine Freundin mich fragt, ob wir zusammen das Opening besuchen – von der aktuellen Surrealismus-Ausstellung. Samurai und Surrealismus? Keine Ahnung, wie das zusammengeht. Ich gehe trotzdem hin. Die Ausstellung „Waking Visions“ ist seit letzter Woche im Obergeschoss des Museums zu sehen, das in der Auguststraße neben dem KW liegt. Vier junge Künstlerinnen werden hier aktuell ausgestellt: Wer in den letzten Jahren Zohar Fraiman verpasst hat, hat etwas nachzuholen. Die Künstlerin bringt in ihren Arbeiten Themen wie Digitalisierung, das Internet, Gender-Stereotypen und den daraus hervorgehenden Feminismus zusammen und entlädt sie in überlagerten Comic-Figuren, die sich an alte Meister schmiegen oder mit ihnen verschmelzen. Sie zeigt verschiedene Arbeiten, vor allem aber einige monochromatisch-blaue Werke, die ich besonders mag. Was ich auch mag: Einfamilienhäuser als Motiv in der Kunst. Eliane Diur anscheinend auch, auf ihren Arbeiten sind oft alltägliche Szenen vor Fassaden zu sehen. Nuancen der Häuslichkeit werden in ihren Bildern überspitzt und konfrontieren ihre Betrachter:innen. Daneben hängen Yunyoung Kims Textilarbeiten.

Surrealistische Erzählungen verwebt sie mit traditionellen Sticktechniken zu Traumwelten, bunt, absurd und angenehm weich. Entdeckung des Abends ist für mich allerdings Lucia Berlanga: In ihren Malereien und pastellig-metallischen Keramikarbeiten, die auf den ersten Blick fast mehr nach Knete aussehen, thematisiert sie die Misshandlung von Frauen und Pflegekräften. Dabei bedient sie sich Märchen und Mythen, um über fantastische Erzählungen gesellschaftliche Narrative zu reflektieren, die Sicherheit, Verletzlichkeit und Widerstand betreffen. Niedliche Hasengeschöpfe werden von matten, kobaltblauen Händen in die Mangel genommen – ich kann meinen Blick nicht davon wenden. Ich weiß nicht, was ich vom Surrealismus im Samurai Museum erwartet habe –sicher aber nicht all das. Auf dem Rückweg schaue ich noch ein paar Rüstungen an, der Souvenirshop mit seiner Auswahl an falschen Samurai Schwertern fürs Wohnzimmer ist aber leider schon geschlossen – ich muss also bald wiederkommen.

Text: Inga Krumme / Credit: Eliane Diur; Lucia Berlanga; Zohar Fraiman

Samurai Museum, Auguststr.68, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
Waking Visions 05.02–16.03.2025

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