UNGEWOHNTER ALLTAG: WILLKOMMEN IN ALEX MÜLLERS KOSMOS

UNGEWOHNTER ALLTAG: WILLKOMMEN IN ALEX MÜLLERS KOSMOS

Tür auf und hereinspaziert in die Welt der Künstlerin Alex Müller. Auf den ersten Blick wirkt alles vertraut: Da steht eine Badewanne frei im Raum, dort hängt eine Jacke an der Wand. Doch Müllers Alltagsgegenstände sind nicht ganz gewöhnlich. In ihrer Wanne will man nicht liegen, denn sie ist über und über mit blassgrünen Erbsen bedeckt. Mit den 354 Löffeln, Gabeln und Messern kann man nicht essen, denn Müller hat sie in Papier gewickelt und als Strichliste an die Wand geheftet. Ganz so, als wollte sie die Tage eines Jahres abfrühstücken, bis der Zyklus wieder von vorne beginnt. In ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung in Berlin versammelt die Künstlerin Werke aus rund zwanzig Jahren. Mit „Alexandraplatz“ blickt Müller aber nicht nur auf ihr Schaffen zurück, sondern auch auf ihr Leben. Ihre Arbeiten nehmen die eigene Biografie als Startpunkt und weisen doch über sich selbst hinaus: Das Besteck trägt den Titel „Das erste Jahr 1969“ und erinnert an die ersten 354 Tage im Leben der Künstlerin. Die Wanne symbolisiert das Badezimmer, in das sie sich als junges Mädchen zurückzog, wenn die Erwachsenen über das geteilte Land diskutierten. Das Erwachsenwerden zwischen Ost und West steht auch im Zentrum einer neu geschaffenen Installation: „Von der Hand an die Wand“ besteht aus Briefen, die Müllers Familie von 1961 bis 1971 an ihren Vater schrieb, dem die Flucht in den Westen gelungen war. All diese Werke führen vor, wie geschickt Müller Fiktion und Realität, Alltag und Geschichte miteinander verknüpft. Ihr gelingt so nicht nur ein persönlicher Blick auf die Welt, sondern ein universeller Kommentar zur deutsch-deutschen Vergangenheit.

Text: Laura Storfner / Fotos: Courtesy the artist & Haverkampf Leistenschneider, Berlin

ZAK – Zentrum für Aktuelle Kunst in der Zitadelle Spandau, Am Juliusturm 64, 13599 Berlin–Spandau; Stadtplan
Alex Müller: Alexandraplatz 01.02.–03.04.2025. Eröffnung: 31.01.2025

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