
Warum sich der Berliner Tristesse im Februar nicht einmal vollends hingeben? Mit einem langen Spaziergang entlang des ehemaligen Mauerstreifens zum ältesten katholischen Friedhof Berlins. Zwei Engel-Statuen knien hier am Wegesrand, riesige Grabstätten aus schwarzem Marmor versinken unter schweren Efeuranken. Goldene Buchstaben verraten, wer seine letzte Ruhe fand; Hotelier Lorenz Adlon gehört zu den bekannten Namen. Die hohen Wände der angrenzenden Altbauten rahmen den Friedhof ein. Heutzutage blicken die Bewohner durch Fenster auf den Friedhof. Zu DDR-Zeiten war ihnen die Sicht genommen — ihre Fenster waren zugemauert. Die S-Bahn rauscht leise über die Liesenbrücke und verbindet die ehemaligen West- und Ost-Teile. Die Geschichte von Jahrhunderten atmend, ist der Domfriedhof der St-Hedwig-Gemeinde heute ein melancholischer, aber fantastischer Ort der Stille.
Alter Domfriedhof der St.Hedwigs-Gemeinde, Liesenstr.8/Pflugstr.10, 10115 Berlin-Mitte; Stadtplan
Winter: 9-17h; Sommer: 8-18h
Text & Fotos: Milena Kalojanov
Erschienen in Cee Cee #98 am 28.2.2013