
„Wie scharf esst Ihr?“, ist die erste Frage, die uns gestellt wird, nachdem wir unseren Platz im Larb Koi eingenommen haben. Zurecht, wie wir später feststellen. Erst mal startet der Abend im Laden in der Krossener Straße in Friedrichshain aber mit einem Getränk aus Sternfrucht und Cranberry, serviert in kleinen silbernen Schalen. Niedlich und süß. Danach wird es ernst – oder eher: ehrlich. Die Karte vom Larb Koi umfasst etwa zehn Gerichte und variiert saisonal. Für uns gibt es Larb Moo, einen nordthailändischen Salat aus gehacktem Schweinefleisch mit hausgemachtem Chili-Pulver, Minze, Koriander und Frühlingszwiebeln. Den perfekten Papaya-Salat in Berlin zu finden ist nicht leicht – dass er mir um die Ecke der Simon-Dach-Straße begegnet, hätte ich nicht gedacht. Es gibt Enten-, Rindfleisch- und Oktopus-Curries – und, sehr zu empfehlen – frittierten Seebarsch als Ganzes, angerichtet unter einem Haufen frischer Kräuter und Limette. Dazu: Sticky Rice. Nicht als Beilage, sondern als Werkzeug. Wer will, formt kleine Kugeln, tunkt sie in Säfte und Soßen und isst ansonsten bestecklos. Zu jedem Gericht erzählt uns Eigentümer Sakarin Keawmali von Herkunft und Inspiration, gibt minutengenaue Zubereitungsangaben und hat andere gute Geschichten parat – etwa die der vielen verschiedenen Chilipulver Thailands.
Keawmali selbst hat seinen kulinarischen Background im Fine Dining – gelernt hat er in verschiedenen Küchen und Hotels, einige davon französisch. Dem Essen merkt man das vor allem in der Präzision an. Hier wird kompromisslos zubereitet: Das Küchenteam ist klar gebrieft, jedes Gericht en détail durchgeplant. Laut Keawmali soll man möglichst viel bestellen und alle essen von allem – so sei es am authentischsten. Ihm geht’s um echtes Essen, sagt er, und um Gerichte, die sonst nirgendwo in Berlin so gekocht werden. An der schwarz gekachelten Theke werden unsere Getränke zubereitet: Die Weinkarte entstand in Zusammenarbeit mit einem weiteren Kiez-Liebling, dem Weinladen, und bietet eine feine Auswahl junger Weingüter, darunter viele Naturweine. Wer alkoholfrei bleiben oder süß trinken möchte, kann sich durch verschiedene Thai Iced Teas oder Coffees probieren. Larb Koi verlässt man mit vollem Magen, geweiteten Geschmacksknospen – und einem tiefen Respekt für die thailändische Küche. Und, je nach Schärferesistenz, mit ein paar Schweißperlen auf der Stirn.
Text: Inga Krumme / Fotos: Ruby Watt
Larb Koi, Krossener Str.15, 10245 Berlin–Friedrichshain; Stadtplan
@larbkoi2020