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IT’S CALLED CINEMA, BABY, LOOK IT UP — „SELECTS“, DAS KOSTENLOSE STREAMING PROGRAMM DER KINEMATHEK

IT’S CALLED CINEMA, BABY, LOOK IT UP — „SELECTS“, DAS KOSTENLOSE STREAMING PROGRAMM DER KINEMATHEK

November in Berlin ist der Monat, in dem das Licht gefühlt nur noch drei Stunden am Tag da ist und man sich noch nicht an Lebkuchen übergessen hat. Beste Bedingungen also, um Zeit mit bewegten Bildern auf dem eigenen Sofa zu verbringen. Für alle, die von den Angeboten der gängigen Streaming-Dienste ebenso gelangweilt sind wie ich, sorgt die Deutsche Kinematek seit einiger Zeit für Abhilfe: Kinemathek „Selects„, so der Name des kuratierten Onlineprogramms, welches thematisch sortiert und regelmäßig neu eine kleine, aber feine Auswahl aus der eigenen Sammlung präsentiert. Kostenlos zum Streamen in voller Länge und Qualität. Und was für eine Sammlung das ist! Kino küsst Kunst und andersrum. Nach Themenblöcken wie „A Long Hot Summer“ und „Female Perspectives“ ist die aktuelle Kuration der sechsten Edition passend zum 60-jährigen Jubiläum der Institution Kinemathek ganz dem Blick hinter die Kulissen des Filmemachens gewidmet. Cinema on Cinema: Kamera, Schnitt, Statist:innenmassen. Neun Arbeiten, unter anderem von Größen wie Harun Farocki, Ulrich Schamoni und Thomas Brasch, saugen Dich von der Couch direkt hinein in die fantastisch-fiktionale Welt des Kinos. Alle Filme sind noch bis zum 14.01.2024 online verfügbar. Und werden dann ganz sicher von einer neuen, ebenso sehenswerten Edition abgelöst.

Text: Hilka Dirks / Credit: Deutsche Kinemathek; DEFA-Stiftung & Horst Bluemel

Zum Streaming geht’s hier entlang.

@deutschekinemathek

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VON WARENLAGERN & AKROBATIKÜBUNGEN: RIMINI PROTOKOLL ZEIGT „LA DANSE D’AMAZON. EIN FULFILMENT CIRCUS“

VON WARENLAGERN & AKROBATIKÜBUNGEN: RIMINI PROTOKOLL ZEIGT „LA DANSE D’AMAZON. EIN FULFILMENT CIRCUS“

Ich habe mir schon oft vorgenommen, stark zu bleiben, aber dann werde ich doch wieder schwach und tue es: Ich bestelle etwas bei Amazon. Aber immerhin bin ich damit nicht alleine, auch Daniel Wetzel tut es hin und wieder, wie er im Interview mit Deutschlandradio verraten hat. Aber während ich einfach nur oberflächliche Shopping-Bedürfnisse befriedige, hat er sich tief in die Materie gegraben und Bücher über das E-Commerce-Phänomen gewälzt. Dabei ist der Päckchenversand nur das sichtbarste, was die Firma, die als „Relentless.com“ (übersetzt: schonungslos.com) startete, machte, bevor sie Amazon wurde. Vor allem ist das Unternehmen der weltweit größte Cloud-Anbieter, bei dem u.a. auch die Deutsche Polizei und das FBI ihre Daten verwaltet. Bei der reinen Literatur-Recherche ist es für Daniel nicht geblieben, denn er ist Teil von Rimini Protokoll – der wohl bekanntesten Performance-Gruppe für dokumentarisches Theater hierzulande. Herausgekommen aus seiner intensiven Arbeit ist dieses Mal ein Zirkus: „la danse d’amazon. Ein Fulfillment Circus„. Also Manege frei für Konsumkritik? Ja, und eine unterhaltsame Art, uns bewusst zu machen, dass wir mit jedem Klick an unserer digitalen Enteignung arbeiten und den Raketenstartplatz von Jeff Bezos finanzieren.

Für das Stück hat Rimini Protokoll sich nicht nur mit Menschen auseinandergesetzt, die beim Online-Händler Produkte verpacken – etwa im Kühlraum unsere Eiscremegelüste auf den Weg bringen – sondern mit Personen, die auf ganz verschiedenen Ebenen mit dem Unternehmen zu tun haben. Dafür castete Daniel Wetzel europaweit Artist:innen, um das Ganze auf körperlicher Ebene zu erforschen – also was es heißt, zwischen Fingerscanner, Warenband und Datenverifizierung zu arbeiten. So vielschichtig wie das Unternehmen Amazon an sich und das Aufgabenspektrum ist auch die Historie und Welt des Zirkus. Um sich der Geschichte der Manege zu nähern, zog Rimini Protokoll ebenfalls Expert:innen zu Rat: das Ehepaar Winkler, das unter ihrem Namen ein Zirkusarchiv betreibt. Gleichzeitig wurde die zeitgenössische Sichtweise von Artist:innen der Jetztzeit reflektiert: Ihre Perspektive auf die Auseinandersetzung mit Themen wie Fremdheit, Attraktionen, das Verhältnis von Mensch-und-Tier. Es kommen also viele Einflüsse zusammen im Fulfillment-Circus, der nun vier Tagen in der Manege in Mahrzahn gastiert. Aber keine Angst – Konsumkritik im Zirkus ist natürlich vor allem eines: Sehr unterhaltsam. Mich lässt es noch ein bisschen mehr zögern, das nächste Paket per Klick zu ordern. Und dafür hat sich der Ausflug in die Manege doch schon gelohnt oder?

Text: Nina Trippel / Fotos: Luna Zscharnt

Volksbühne, Linienstr.227, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan
La danse d’amazon. Ein Fulfillment Circus vom 23.–26.11.2023 ab 20h. Tickets gibt’s hier.

@volksbuehne_berlin
@rimini_protokoll

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EINE SCHLÜSSEL-IKONE DER ZEITGENÖSSISCHEN AFRIKANISCHEN MUSIK — ANGÉLIQUE KIDJO SPIELT IM HKW

EINE SCHLÜSSEL-IKONE DER ZEITGENÖSSISCHEN AFRIKANISCHEN MUSIK — ANGÉLIQUE KIDJO SPIELT IM HKW

„Best We Can“ heißt die letzte Single-Auskopplung der beninischen Sängerin und fünffachen Grammy-Gewinnerin Angélique Kidjo, die sie in diesem Jahr gemeinsam mit den beiden Musikern Nomcebo Zikode und James BKS veröffentlichte. Ein tröstender Titel und ein erstrebenswertes Ziel: Auch melodiös schaffen es die treibenden Beats und warme Sounds Kidjos, die allgegenwärtigen Wolken zu vertreiben. Am Freitag (24.11.2023) kann man sich davon auch live überzeugen: Das HKW lädt im Tiergarten dazu ein, sich ganz dem ungewöhnlich breiten Spektrum der Rhythmen afrikanischer Musik hinzugeben. Kongolesischer Rumba, nigerianisches Highlife, westafrikanischer Funk, kamerunische Makossa und und und… Verbindungen zu karibischem Reggae, nordamerikanischem Rock, brasilianischen Samba, europäischem Disco – kaum eine Musikerin bedient sich so mühelos in den Genres, verknüpft die Klänge mit ihrer einzigartigen Energie und lässt so ihren ganz eigenen Sound entstehen, schreckt weder vor Vintage-Zitaten noch Afrofuturismus-Tendenzen zurück. Vollkommen zu Recht gilt Kidjo mit ihrer bereits über vierzig Jahre andauernden Karriere als einer der wichtigsten westafrikanischen Künstler:innen und als Schlüsselfigur afrikanischer, kontemporärer Musik. Ein Glück, sie in Berlin erleben zu dürfen – und genau das Richtige an diesen Tagen, die schon am Nachmittag enden und in einer Zeit, in der wir uns alle regelmäßig in Erinnerung rufen sollten: Let’s do „the best we can“.

Text: Alina Herbel / Fotos: Fabrice Mabillot

HKW, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin–Tiergarten; Stadtplan
Angélique Kidjo am 24.11.2023 ab 20h. Mehr Infos und Tickets gibt es hier.

@hkw_berlin

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ALLES ZERFÄLLT ZU STAUB: DIE GALERIE BURSTER PRÄSENTIERT MEISTERSCHÜLER:INNEN BEIM UDK BERLIN ART AWARD

ALLES ZERFÄLLT ZU STAUB: DIE GALERIE BURSTER PRÄSENTIERT MEISTERSCHÜLER:INNEN BEIM UDK BERLIN ART AWARD

Wie kommt die Kunst von der Akademie in die Galerie? Wer baut die Brücke zwischen Universität und Kunstbetrieb? Ein Ort, an dem man immer wieder verlässlich junge Künstler:innen kennenlernen kann, ist die Galerie Burster. Mit der Berliner Universität der Künste ist das Team dabei seit vielen Jahren verbunden. In diesem Jahr präsentiert die Galerie Meisterschüler:innen, die mit dem UdK Berlin Art Award ausgezeichnet wurden – einem Preis, der an herausragende Studierende aus den Fakultäten Bildende Kunst und Gestaltung vergeben wird. Nach der Auftaktausstellung der Performancekünstlerin Finja Sander erzählt Mateo Contreras Gallego ab dieser Woche in Fotografie und Bewegtbild vom Abschiednehmen und der Abwesenheit. Er nimmt dabei immer wieder Bezug auf seine kolumbianische Herkunft und die Erfahrungen seiner Familie.

Shinoh Nam, dessen Werke ab 22.11.2023 zu sehen sein werden, beschäftigt sich ebenfalls mit Veränderung und Auflösung: Gebäude zerlegt er in Fragmente, Architekturen erscheinen in seinen Werken als bloße Artefakte – als Erinnerungssplitter an etwas, das einmal war. Wie wir uns erinnern, hinterfragt auch Seungjun Lee ab 29.11.: Auf der Suche nach einer Sprache der Erinnerung wählt er Stoffe, die auf ewig mit der Geschichte verbunden sein werden: Staub und Sand. Aus feinen Körnern formt er Häuser in Miniatur, die schon zu Beginn der Ausstellung im Auflösen begriffen sind und langsam zerfallen. Lee schafft aus den Resten, die weggewischt und entsorgt werden, fragile Räume – und findet so poetische Bilder für die Zeit, die vergeht. Wie viel auf diese vier Nachwuchspositionen in der Zukunft warten wird, beweist diese Schau.

Text: Laura Storfner / Fotos: Silke Briel / Credit: Galerie Burster

Galerie Burster, Ludwigkirchstr.11, 10719 Berlin–Wilmersdorf; Stadtplan
Mi–Fr 12–18h & Sa 12–16h. Solo Shows: UdK Berlin Art Award bis 02.12.2023

Mateo Contreras Gallego
15.–18.11.2023

Shinoh Nam
22.–25.11.2023. Opening 22.11.2023 18–21h

Seungjun Lee
29.11.–02.12.2023. Opening 29.11.2023 18–21h

@galerieburster
@mateocontreras
@studioshinohnam
@himmeljuen

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EINE IKONE WIRD 60: DAS KINO INTERNATIONAL FEIERT RUNDEN GEBURTSTAG

EINE IKONE WIRD 60: DAS KINO INTERNATIONAL FEIERT RUNDEN GEBURTSTAG

Ich kenne ein Kino, bei dem einfach alles stimmt: die Location, die Architektur, die handgemalten Plakaten an der Fassade, die schweren roten Samtvorhänge, die Bar im Foyer und selbstverständlich das herausragende Filmprogramm. Unzählige Stunden habe ich hier in den wunderbaren Kinosesseln schon verbracht – und je nach Film und Stimmung danach sehr lange an der Bar im Foyer. Die Rede ist vom legendären Kino International. Jetzt feiert diese Ikone ihren 60. Geburtstag mit einem ausgiebigen Programm, aber dazu unten mehr! Erst mal drehen wir kurz die Zeit zurück: Es ist der 15. November 1963. Die Mauer trennt (seit zwei Jahren) Berlin in Ost und West. Das Kino International eröffnet als erstes Premierenkino der damaligen DDR seine Pforten. Mit seiner Formgebung, Materialwahl und den Proportionen gehört das Haus zu den gelungensten Kinoneubauten der Nachkriegszeit. Hier feierten die neuesten DEFA-Filme ihre Uraufführung, darunter Konrad Wolfs „Solo Sunny“. Geplant wurde es von den Architekten Josef Kaiser und Heinz Aust als dreigeschossiger Stahlbetonskelettbau, verkleidet mit hellem Sandstein. Charakteristisch für das Filmtheater sind der über das Erdgeschoss herauskragende Kinosaal mit großzügigem Foyer – stützenfrei und neun Meter über dem Erdgeschoss mit großer offener Glasfläche zur Karl-Marx-Allee.

Das repräsentative Gebäude wurde für die multifunktionale Nutzung geplant: Im Foyer fanden Bälle statt, Rockkonzerte, politische Kundgebungen – sogar Frisurenwettbewerbe. Was weniger bekannt ist: Schon vor der Wende war das Kino International ein Fenster zur Welt und zeigte ausgewählte westliche Produktionen wie „Cabaret“ oder „Jenseits von Afrika“. Der Film „Dirty Dancing“ lief 1987 in sechs Vorstellungen täglich und war über Wochen hinweg ausverkauft. Am 9. November 1989 fand die Premiere von „Coming Out“ statt, dem ersten queeren Film der ehemaligen DDR. Für die Gäste war das ein doppelt bewegendes Ereignis, wie sich im Anschluss herausstellte. Als der Vorhang fiel, war auch die Mauer zwischen Ost und West gefallen. 1990 wurde das Kino in die Denkmalliste der Stadt Berlin aufgenommen. Das war womöglich seine Rettung: Seit 1992 gehört das Kino zur Yorck-Kinogruppe und ist bis heute ein Ort der Offenheit und des Austauschs. Und so wird auch dieser Geburtstag gefeiert: Ein üppiges Programm begleitet die Feierlichkeiten bis zur Schließung des Filmtheaters im Frühjahr 2024 – für eine kurze denkmalgerechte Generalsanierung vom Keller bis zum Dach. Mein Highlight ist der Tag der offenen Tür (19.11.) mit der Aufführung meiner Lieblings-DEFA-Klassiker: „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, „Die Legende von Paul und Paula“ und „Spur der Steine“. Architektonische Backstage-Führungen (19.11.) ermöglichen den Blick hinter die Kulissen. Jeden Sonntag – für die nächsten drei Monate – wird ein Film aufgeführt, der sich überwiegend mit der deutsch-deutschen Vergangenheit beschäftigt: Filme wie das Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ oder die Tragikomödie „Good Bye, Lenin!“ gehören zu den erfolgreichsten Filmen der deutschen Nachwende-Geschichte. Eine Fotoausstellung zur Geschichte des Hauses begleitet die Feierlichkeiten. Alles, was da noch zu sagen bleibt: Happy Birthday, Kino International!

Text: Milena Kalojanov / Fotos: Daniel Horn / Credit: Yorck Kinogruppe

Kino International, Karl-Marx-Allee 33, Berlin–Mitte; Stadtplan
Sonderprogramm zu den Feierlichkeiten zum 60. Jubiläum. Anmeldungen zu den architektonischen Führungen am 19.11. unter denkmal@yorck.de.

@kinointernational

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