Irgendwie hat sich Berlin dann doch schneller verändert, als ich es bemerken konnte. Lange war ich taub für das Lament auf die Stadt, doch irgendwann zwischen Corona und Clubsterben, Mieterhöhungen und Massenzuzug, Amazonlieferwagen und Anwohner:innenparkdebatten hab ich es dann auch gemerkt. Einer der wenigen Orte, an denen die Zeit (noch?) stillzustehen scheint, ist die Volksbühne. Wer wie ich ein bisschen Trost in der Sicherheit handgemachter Kultur suchen will, könnte diesen vielleicht nächsten Samstag (14.12.2024) im sanften Licht des Roten Salons finden: Magazinrelease und Konzert ist der Anlass, gelauncht wird die Nummer 29 des Schweizer Musikblatts zweikommasieben, was sich nun schon seit mehr als zehn Jahren der Dokumentation zeitgenössischer Musik verschrieben hat. In der aktuellen Ausgabe, die von Laurenz Brunner gleichzeitig hypermodern und doch stark nostalgisch gestaltet wurde, geht es in Text, Bild, Essay und Gespräch um Künstler:innen wie Annea Lockwood, Yung Beef, Lonnie Holley, Golin, Moin, Poser, Tobias Koch oder Alexander Bachzetsis. Zur Live-Präsentation des Magazins wurden außerdem die diffuse Band „Poser“, die mehr sowas wie ein Künstler:innenkollektiv ist, das so tut, als sei es eine Band, und die Schweizerin Milyma, die in diesem Jahr ihr Album mit dem vielversprechenden Titel „Only Lovers Left A Lie“ in Eigenproduktion veröffentlichte, eingeladen. Das alles liest sich so wie die besessenen Monologe dieser einen Freundin von Dir, die noch mit Platten auflegt und aus Prinzip kein Spotify nutzt? Ungefähr das ist es auch. Ein bisschen wie früher, aber mit dem neuen heißen Scheiß, ganz ohne Algorithmus – einfach tröstend. Ach so, und für Trost zuhause gibt es natürlich die neue Magazinausgabe vor Ort zum Vorzugspreis. Ohhh. Der Geruch von bedrucktem Papier…
Text: Hilka Dirks / Fotos: June Fischer, Kasia Kim Zacharko, Zweikommasieben
Roter Salon, Rosa-Luxemburg-Platz, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan
zweikommasieben #29 Konzert & Magazine Release 14.12.2024 ab 18h.
Tickets gibt’s hier.
@zweikommasieben