DIE UNSICHTBARE POESIE HINTER DER TECHNOLOGIE: DIE KONFERENZ POETICS OF ENCRYPTION VON KW DIGITAL — EMPFOHLEN VON ANNIKA VON TAUBE

DIE UNSICHTBARE POESIE HINTER DER TECHNOLOGIE: DIE KONFERENZ POETICS OF ENCRYPTION VON KW DIGITAL — EMPFOHLEN VON ANNIKA VON TAUBE

Auch wenn Kunst und Technologie toll zusammenpassen in ihrer Neugier auf Neues und ihrem Streben danach, menschliche Vorstellung in etwas Greifbares zu übersetzen: Das inhaltliche Interesse von Kunst an Technologie ist gerne mystisch gefärbt und freut sich, wenn diese möglichst dunkel und unzugänglich daherkommt, als Black Box, Black Site oder Black Hole – je entrückter, desto besser. Im Zuge der Erkundung dieses Dunkels kann Kunst erhellende Einsichten zur Wirkweise von Technologie liefern. Sie kann sich dabei aber auch in okkulten Nebelschwaden verlieren. Dem ambivalenten Verhältnis der Kunst zur Technologie widmet sich die Konferenz Poetics of Encryption (27. & 28.10.2023), ausgerichtet von den KW Institute for Contemporary Art und organisiert von Nadim Samman, dort Kurator für die digitale Sphäre, mit einem Speaker-Line-up, das so interessante Persönlichkeiten umfasst wie die Künstler Trevor Paglen und Jon Rafman oder die Digitalkulturwissenschaftlerin Orit Halpern. Der Veranstaltungsort, das alte Stummfilmtheater Delphi in Weißensee, wo einst die Magie der Technik Bilder als Portale in eine andere Welt erzeugte, könnte nicht passender sein, geht doch der ethymologische Ursprung des englischen Wortes encryption (Verschlüsselung) auf das griechische Verb kryptein (Verbergen) zurück. Von dort ist es nicht weit zur Krypta als Bezeichnung für ein unterirdisches Gewölbe oder eine Gruft in einem Sakralbau – das Verschlüsselte als verborgener spiritueller Ort, in der Tat ein poetischer Gedanke.

Wer sich für KI, VR oder NFTs interessiert, ist bei anderen Konferenzen besser aufgehoben, denn bei „Poetics of Encryption“ geht es nicht um Technologie als künstlerisches Medium. Wer sich aber für die unsichtbare Infrastruktur von Technologie (Serverfarmen, Netzwerkverbindungen, im Verborgenen operierende Datenarbeiterhorden usw.) interessiert und nebenbei das eigene Verhältnis zu Technologie hinterfragen und besser verstehen will, kann sich auf das ein oder andere Aha-Erlebnis einstellen.

Text: Annika von Taube / Fotos: Christian Werner / Credit: Andrea Khora; Most Dismal Swamp

Annika von Taube ist vieles, und unter anderem Gründerin der Plattform Modern Meta für Kunst und Technologie. Über dies und Themenverwandtes schreibt sie dort und anderswo, entwickelt Formate zu Kunstvermittlung und berät Unternehmen hinsichtlich der Integration von Kunst als strategischer Wegbegleiter im Bereich technologischer Entwicklungen.

Theater im Delphi, Gustav–Adolf–Str.2, 13086 Berlin–Weißensee; Stadtplan
Poetics of Encryption 27. & 28.10.2023. Eröffnung am 26.10.2023. Programm und Tickets (Tagespass 10 Euro) gibt’s hier.

@kwinstituteforcontemporaryart
@modern_meta 
@electricpigeon

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