
Viele Jahre lang war das kleine Café Espera auf der Sonnenallee eine Art Institution: nirgendwo konnte man so gut draußen sitzen und das Treiben der Leute beobachten, direkt an der Bushaltestelle der M41. Kein anderer Laden war so divers, bodenständig, liebenswürdig und dabei noch so gut – es war einer der wenigen Orte, die es schafften, alle Menschen des Bezirks zu vereinen. Als Besitzerin Deniz Anfang des Jahres wegen einer nicht-gewährleisteten Mietvertragsverlängerung ausziehen musste, trauerte ganz Nordneukölln, auch wenn regelmäßige Pop-ups im um die Ecke gelegenen Two and Two den Schmerz ein wenig stillen konnten. Schlussendlich hat Espera hier nun ganz die Schlüssel von Vorbesitzerin Tose übernommen, die nach zehn Jahren Café-Betrieb glücklich neuen Ideen entgegenblickt. Und so kann man seit Anfang August wieder draußen sitzen, klassisch guten Kaffee ohne Schnick-Schnack trinken, zur genau richtigen Laugenstange mit Käse, mit dem gleichen Team über den gleichen Kiez plaudern und das Treiben an der Bushaltestelle beobachten. Nur eben an einer anderen Linie. Und auch wenn wir Two and Two’s Lemon Ceste Iced Coffee vermissen werden, ist dies doch eine der schönsten Geschichten des Sommers: über Abschied und Neubeginn und die Hoffnung, dass trotz Berlins rasender Stadtentwicklung noch nicht alles verloren ist. Nomen ist Omen.
Text: Hilka Dirks / Fotos: Savannah van der Niet
Café Espera, Pannierstr 6, 12045 Berlin–Neukölln; Stadtplan
Mo–Fr 7h30–19h, Sa & So 08–19h