DIE ENTDECKUNG DER LANGSAMKEIT — MIT DEM FLOSS ENTLANG DER HAVEL

DIE ENTDECKUNG DER LANGSAMKEIT — MIT DEM FLOSS ENTLANG DER HAVEL

Ein ganzes Wochenende auf der Havel unterwegs: Für eine Floßtour mit Huckleberrys sind wir mit der Regionalbahn und viel Gepäck auf dem Rücken in Zehdenick angelangt. Dort erwartet uns ein herzliches Willkommen, eine kleine Einführung, der letzte Supermarkt-Stop für Proviant – und los geht’s raus in die Natur. Unsere Route führt uns zwei Tage und zwei Nächte lang Richtung Norden. Endziel: die Bio-Ziegenkäserei Capriolenhof. Meine Kinder und ich sind mit Schnitzmesser, Fernglas, Spielkarten und Taschenlampen ausgestattet, außerdem habe ich Isomatte, Moskitospray und etwas Lektüre dabei, denn auf dem Boot gibt es weder Strom, noch wirklich Empfang. Zum Glück, denn wir wollen ja Abenteuer erleben und diese findet man bekanntlich nicht auf sechs bis sieben Zoll! Nach der ersten Etappe legen wir mit dem Floß an einem ruhigen Ufer für unsere erste Nacht an. Zum Sonnenuntergang gibt’s reichlich Moskitos für uns alle. Ja, Natur kann so schön und so brutal sein. Zum Glück war ein Moskitonetz Teil der Floß-Ausstattung, ebenso wie der Grill.

Am nächsten Morgen stehen uns noch 20 Kilometer bevor. Neben Natur entdecken wir auch einige Backsteinruinen mit riesigen Schloten entlang des Ufers; alten Ziegeleien – seit dem Mittelalter galt die Havel als eine der wichtigsten Transportrouten für die Regionen Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin. Heute geht es auf dem Wasser ruhiger zu, die Ufer werden wieder renaturalisiert und bieten im hohen Schilf oder zwischen den Erlen ein Zuhause für Watvögel, Biber und Fische. Fünf Stunden, drei Schleusenübergänge, zwei Badepausen und ein Picknick am Waldrand später entdecken wir nahe des Wasser eine grasende Ziegenherde und wissen, dass wir unser Ziel erreicht haben müssen. Am Capriolenhof machen wir Rast, essen Ziegenkäsekuchen und Ziegenkäse-Platte, dazu Cappuccino mit Ziegenmilch. Während die Kids im hohen Gras toben, sitze ich gesättigt in der Sonne und überlege, welches Rating ich diesem Wochenende auf der Havel geben würde: eine neun von zehn, denn ein bisschen vermisse ich meine weiche Matratze – aber das verrate ich meinen Kindern natürlich nicht. Wenn ich zu Hause bin und wieder Internet habe, werde ich mir wohl die passende Lektüre von Mark Twain, nach der das Unternehmen benannt ist, für unsere abendliche Bettlektüre anschaffen.

Text & Fotos: Laura Iriondo

Huckleberrys Floßstation

@huckleberrys_tour.de
@fortuna.forest

cee_cee_logo