Was haben die alten Germanen, Wim Hoff aka The Iceman und unser deutscher Vorzeige-Dichter Johann Goethe gemeinsam? Sie alle waren und sind aktive Verfechter des Eisbadens. Und auch in Berlin gibt’s einige davon: Seit 2017 trifft sich von Anfang November bis Ende März jeden Samstag (10h) eine Gruppe, um gemeinsam im kalten Wasser zu baden. Für mehrere Minuten wird dort der kollektive „Dip“ ins kalte Wasser ausgeübt. Dies erscheint manchen gewagt bis skurril, doch die Challenge hat eine lange Tradition und bringt eine umfangreiche Liste an Benefits mit sich. Genau wie Wechselduschen soll das Bad im kalten Wasser unser Immunsystem boosten und gut für Haut und Bindegewebe sein. Die kalten Temperaturen lösen nämlich eine Art Schockreaktion im Körper aus: Adrenalin, Endorphine sowie Kortikoide werden ausgeschüttet – das wirkt übrigens auch positiv auf die Stimmung. Ein regelmäßiges Bad könnte daher eigentlich allen Berliner:innen in den dunklen Wintermonaten ganz gut tun – und Mitmachen ist denkbar einfach: Auf der Ice Dippers Webseite werden die Locations aufgezeigt. Wer möchte, kann auch der Telegram-Gruppe per Link beitreten. Die Teilnahme ist kostenlos. Es gibt jedoch ein Spendenglas. Alle Erlöse gehen an die Kältehilfe Berlin.
Am Regattaufer in Alt-Stralau haben wir letzte Woche den Selbstversuch gestartet. Unser Gruppenleiter Jakob führte uns Teilnehmende zu Beginn in die Praxis der Atemtechnik nach „Wim Hof“ ein. Anschließend wurde sich direkt ausgezogen und die gesammelte Mannschaft begab sich für den morgendlichen Kälte-Kick in die acht Grad frische Spree. Durch die Atemtechnik bleibt der Körper trotz des kalten Wassers entspannt und wach. Zum Ende gab es heißen Tee – der perfekte Temperatur-Kontrast für alle, die noch für ein kurzes Gespräch oder Feedback bleiben wollten. Laut Jakob nehmen pro Saison etwa 600 Menschen an den samstäglichen Ice Dippings teil. Erfrischt, geboostet und gut gelaunt begaben wir uns dann auf den Heimweg ins Stadtzentrum – eine Wochenendaktivität, die wir „kältestens“ empfehlen können.
Text: Laura Iriondo / Fotos: Yulia Roth
@icedippers