FAMILIE, VERGEBUNG UND SCHWARZER HUMOR — DAS STÜCK „BERLIN KLEISTPARK“ IM MAXIM GORKI THEATER 

FAMILIE, VERGEBUNG UND SCHWARZER HUMOR — DAS STÜCK „BERLIN KLEISTPARK“ IM MAXIM GORKI THEATER 

Immer wieder faszinierend, einen vertrauten Ort auf einer Bühne oder Leinwand zu erleben. Das gilt auch für Hakan Savas Micans Stück Berlin Kleistpark über Familie und Vergebung im Maxim Gorki Theater. Das Drama spielt sich überwiegend in einem Schöneberger Altbau ab – ungewöhnlich daran ist allerdings, dass eine vierköpfige Band Kompositionen des musikalischen Leiters Jörg Gollasch interpretiert. Bei dem Stück handelt es sich um den zweiten Teil von Micans „Stadt-Trilogie“, der in Berlin verortet und dessen Geschichte auch unabhängig von den anderen Teilen funktioniert. Hier geht es um die komplizierte Beziehung des türkischstämmigen Berliners Adem (gespielt von Taner Şahi̇ntürk) und der in Israel geborenen Moria (Sesede Terziyan), die plötzlich – und vielleicht zum letzten Mal – von Adems Mutter Meryem (Çigdem Teke) besucht werden. Der Besuch triggert bei Adem alte Erinnerungen an seine Kindheit und sein Gefühl der Verlassenheit, woraufhin er schließlich auch die Beziehung zu Moria hinterfragt. Themen wie Immigration und Kultur werden mit einer ordentlichen Portion Humor und Originalität behandelt: Erwartungen, dass eine erste Begegnung zwischen Meryem, einer älteren türkischen Frau und einer streitbaren jungen jüdischen Frau automatisch eskalieren muss, werden nicht erfüllt. Stattdessen stellt Mican derartige Annahmen komplett auf den Kopf – das Ergebnis ist urkomisch und der Höhepunkt des Stücks, das gleichermaßen düster, respektlos und „voll Berlin“ ist.

Text: Benji Haughton / Fotos: Ute Langkafel Maifoto

Maxim Gorki Theater, Dorotheenstr.9, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
Aufführungen von Berlin Kleistpark am 23.02 und 02.03. im Gorki Theater. Tickets gibt es online.

@maxim_gorki_theater

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