
Es ist die Zeit der neuen Cafés. Sind wir vor Jahren für das Frühstück noch zu Leila’s Shop nach London gefahren, wissen wir seit einer Weile, dass der „Milky Coffee“ auch in Berlin beim Anklopfen klingt. Wir schauen uns um und sehen potente Espressomaschinen auf rustikalen Tresen. Strickmützen und Holzfällerhemden. Hier ist ein neues Kapitel. Auf einer Insel am Kanal, in der Mitte des alten Bahngeländes, das die neue Potsdamer Straße vom alten Kreuzberg trennt. Vor der Terrasse das gelbe Laub und der Durchgangsverkehr, dahinter Meißener Porzellan und Silberlöffel. Ein betörender Schokokuchen. Lampen, die man noch nicht gesehen hat und gerne wiedersehen will. Das Café als nächster Schritt der Veränderung einer Nichtgegend, die Kunst und Mode bisher nur alle paar Monate beleben. Gäbe es Himbeerbrote mit Schmand, wäre es wie bei den Großeltern. Und ging es uns bei Leila’s nicht genau darum?
Café Schmitz, Tempelhofer Ufer 32, Berlin-Kreuzberg; Stadtplan
Mo-Fr 10-18h
Jakob Braeuer lebt seit jeher in Berlin und seit 2009 in Tiergarten. Er arbeitet als Rechtsanwalt für Kunstrecht.
Erschienen in Cee Cee #81 am 1.11.2012
Fotos: Martin Mascheski