
Alles macht mehr Freude, wenn die Sonne scheint, ganz so, als sei man einfach empfindsamer und offener für die schönen Dinge im Leben. So ist es auch mit der Kunst, obwohl die ja meistens drinnen hängt. Hier kommen ein paar Empfehlungen für die nächsten Wochen, bevor eh wieder alles auf Gallery Weekend Wahnsinn umstellt: Ein sensibles, malerisches Spätwerk kann man gerade in der kleinen Ausstellung von Ull Hohn im Haus am Waldsee in Zehlendorf mit dem nüchternen Titel „Revisions“ erleben. Hier werden Werke des viel zu früh an HIV verstorbenen Richter-Schülers gezeigt. Seine verschwommenen Embryos und glänzend verwaschenen Landschaften zeigen eindringlich, was Malerei – und nur Malerei – so alles in einem auslösen kann und wie Bob Ross’ Ästhetik zu klugem Konzept avanciert werden kann. Zehlendorf ist zu weit weg, aber ein bisschen frische Luft und Kunst soll’s doch sein? Kein Problem. Einfach am Landwehrkanal entlang spazieren und noch bis zum 17.04. bei den Kreuzbergern von Trautwein-Herleth vorbeischauen. „Devotion“ heißt die dortige Gruppenausstellung, die fast mit dem Impetus einer kleinen Insititutionsshow daher kommt. Monika Baer, Klossowski und anonyme weirde figurative Skulpturen sind nur ein paar der Positionen. Hinten im Büro hängt noch ein kleiner Paul P. – und auch der lässt einen ähnlich wie bei Hohn staunen, vor so viel gemalter Schönheit auf so kleinem Format.
Noch mehr Malerei gibt es ab morgen Abend (28.03.) bei Pol Taburet im Schinkel Pavillon, dessen Ausstellung „The Burden of Papa Tonnerre“ dort eröffnet. Erwartbar werden sich gute Kunst und sehr viele Leute in verrückter Fashion einfinden. Einer der spannendsten Kulturorte der Stadt, der meist jedoch unter dem Radar verschwindet, ist der Bärenzwinger in Mitte. „If my Neighbour is ok, I’m ok“ heißt die aktuelle Gruppenausstellung dort und everybody will be more than ok, nachdem sie:er sie besichtigt hat. Die kommunalen Galerien der Bezirke haben sich übrigens insgesamt in den letzten Jahren sehr gemausert. Am Freitag, den 04.04., eröffnet an einem dieser neuesten Orte, in der Kunstbrücke am Wildenbruch eine weitere kleine Gruppenausstellung. Warum nicht dort mal vorbeischauen? Noch ein bisschen hin, aber schonmal vormerken kann man sich die Eröffnungen von Yoko Ono im Gropius Bau und Tobias Spichtig bei Contemporary Fine Arts. Und dann? Ja, dann ist auch schon wieder Mai.
Text: Hilka Dirks / Credits: Pol Taburet, The Burden of Papa Tonnerre; Trautwein Herleth, Devotion; Ull Hohn, Untitled, 1994. Öl auf Leinwand. Courtesy Nachlass Ull Hohn und Galerie Neu, Berlin
Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, 14163 Berlin–Zehlendorf; Stadtplan
Ull Hohn „Revisions“ bis 11.05.2025
Trautwein Herleth, Kohlfurter Str.41/43, 10999 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
„Devotion“ bis 15.04.2025
Schinkel Pavillon, Oberwallstr.32, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
Pol Taburet „The Burden of Papa Tonnerre“ Eröffnung 28.03.2025 ab 18h, bis 13.07.2025
Bärenzwinger, Im Köllnischen Park, Rungestr.30, 10179 Berlin–Mitte; Stadtplan
„If my Neighbour is ok, I’m ok“ bis 04.05.2025
Kunstbrücke am Wildenbruch, Wildenbruchbrücke Ecke, Weigandufer, Berlin–Neukölln; Stadtplan
„Cosmopolitics“ Eröffnung: 04.04.25 ab 18h, bis 01.06.2025
@hausamwaldsee
@trautweinherleth
@schinkelpavillion
@kunstbruecke_am_wildenbruch