
In meiner Vorstellung muss das perfekte Baguette schmal und leicht sein, außen knusprig, ohne harte Kruste, innen leicht und fluffig. Gut, was weiß ich schon von französischen Backwaren könntest Du sagen. Stimmt. Mehr als zu Frankreich-Urlauben hat’s bei mir jedenfalls nicht gereicht bisher. Aber Moment: Seitdem ich weiß, dass Katharina und Lennert bei einem Bäcker in der Provence eine Art „Baguette-Praktikum“ gemacht haben, um die Kunst dieses tollen Brotes zu erlernen, bin ich mir doch recht sicher: ich liege richtig! Das Taktil-Baguette ist unübertroffen. Und deswegen schaue ich am Wochenende in der unscheinbaren Nogatstraße, unweit vom Körnerpark, vorbei. Und auch wegen der Brioches, denn die machen süchtig. Sie sind herrlich schwer und buttrig. Aber auch das Brot ist toll: das feste Roggenbrot, ein runder, schwerer Laib mit Kardamom ist, wie Katharina erklärt, eher an österreichische Backtraditionen angelehnt und schmeckt herrlich mit frischer Butter und einem Stück Käse. Neben den Backwaren mag ich aber auch einfach den Laden und die Leute: In der Mitte steht der große Holzofen (!) und man blickt direkt in die Backstube. Wer seine Brioche gleich vor Ort verzehren will nimmt auf den roten Stühlen neben dem Plattenspieler Platz oder draußen. Das Betreiber-Bäcker:innen Duo – beide mit Architektur-Background übrigens, spricht gerne über die Leidenschaft und ihr Tun. Momentan steht noch „Bakery in Progress“ auf der Scheibe und ich bin mir sicher, hier wird sich noch viel tun. Aber gerade das aktuell sehr überschaubare Sortiment ist eigentlich eine gute Sache: Ich weiß genau, wofür ich hierherkomme und gehe glücklich mit meinen Packpapierbeuteln nach Hause. Das Baguette wird auf dem Heimweg natürlich schon angebrochen – Taktil heißt der Laden schließlich – also meine Hände sind ganz schnell am Brot.
Text: Nina Trippel / Fotos: Savannah van der Niet
Taktil, Nogatstr.38, 12051 Berlin–Neukölln; Stadtplan
Mi–Sa 9h30–17h, So 9h30–15h
@taktilberlin