
Er ist einer, der fehlt. Martin Kippenberger – der Jahrhundertkünstler und Sprücheklopfer, Macker und Spaßvogel – wäre am 25. Februar 70 Jahre alt geworden. Die Achtziger und Neunziger waren seine Spielwiese, als „Neuer Wilder“ schuf und performte er auch außerhalb der Museen, Galerien und Ateliers. Schaut man heute auf sein Leben zurück, das 1997 im Alter von nur 44 Jahren endete, dann wirkt es, als hätte er nie geschlafen: Aber Schlaf muss auch vernachlässigbar gewirkt haben auf einen, der unerlässlich werkelte, malte und malen ließ. Nebenbei betrieb er in Kreuzberg das SO36 mit, spielte in einer Band und als Schauspieler, war in Los Angeles Teilhaber eines Restaurants und in Brasilien Besitzer einer Tankstelle. In Berlin fand man ihn abends bei Blutwurst und Wein in der Paris Bar. Die Galerien Max Hetzler und Capitain Petzel widmen ihm nun zum runden Geburtstag Ausstellungen, die an verschiedene Phasen seines Schaffens erinnern. Während Capitain Petzel ab kommendem Freitag seine raumgreifende Installation „Heavy Burschi“ präsentiert, die 1991 im Kölner Kunstverein für Aufsehen gesorgt hat, läutet Hetzler das Geburtstagsfest schon morgen ein. Fotografien von Wilhelm Schürmann und Andrea Stappert rahmen hier die Werke Kippenbergers: Sie zeigen ihn im Studio, auf der Straße und im Alltag.
Text: Laura Storfner / Fotos: Simon Vogel / Credit: Martin Kippenberger, heute denken – morgen fertig, 1983, Privatsammlung & Courtesy Estate of Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain, Cologne
Max Hetzler, Goethestr.2/3, 10623 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Heute denken – morgen fertig, Werke der 80er und 90er Jahre aus Privatsammlungen und Fotografien von Wilhelm Schürmann und Andrea Stappert, 13.01.–25.02.2023 Di–Sa 11–18h
Capitain Petzel, Karl-Marx-Allee 45, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan
Martin Kippenberger Heavy Burschi, 21.01.–18.02.2023 Di–Sa 11–18h
@galeriemaxhetzler
@capitainpetzel