
Das Künstlerhaus Bethanien zeigt dieser Tage Skulpturen, Fotografien und multimediale Arbeiten von 30 verschiedenen Künstlerinnen aus Ländern, in denen die gesellschaftspolitischen Auswirkungen des Kommunismus vergangener oder aktueller Bestandteil ihrer Geschichte sind. Hero Mother — benannt nach einem sowjetischen Abzeichen für Frauen, die mindestens zehn Kinder großgezogen haben — ist in zweierlei Hinsicht faszinierend: nicht nur als pro-feministisches Statement für in Vergessenheit geratene Kunst von Frauen, sondern auch, weil sie postkommunistische Arbeiten verschiedenster Genre und Jahrzehnte in einem Raum vereint, der ein breites Verständnis für die reaktionäre Kreativität auf das Sowjet-Regime ermöglicht. Die Arbeiten reichen von Fotografien zur Singenden Revolution, die 1991 schließlich zur Unabhängigkeit der baltischen Staaten führte, bis hin zu dem Kurzfilm „Eleven Men“ der aus Hanoi stammenden Künstlerin Nguyen Trinh Thi, den es in einem zugehörigen kleinen Pop-up Kino zu sehen gibt. Es ist eine zum Nachdenken anregende, außergewöhnliche und gewagte Installation, die noch bis zum 12.6.2016 dazu animiert, bisherige Klischees kommunistischer Kunst zu überdenken. (Text: Antonia Harris / Fotos: (links) Almagul Menlibayeva, (oben) Anetta Mona Chișa, (unten) Elzbieta Jabłonska)
Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin-Kreuzberg; Stadtplan
Di–So 12–19h