
„Jeder ist seines Glückes Schmied und selbst verantwortlich für seine Prioritäten und Entscheidungen im Leben.“ Ein Satz wie ein Mantra, das den Theaterabend von „Replay“ in der Schaubühne wie eine Gewitterwolke begleitet. Die neue Produktion der israelisch-österreichischen Autorin und Regisseurin Yael Ronen stellt anhand einer Familientragödie die Frage: Wie kommt es, dass sich die Geschichte immer wiederholt – nur in einer neuen Version? Alle Generationen scheinen die gleichen Traumata wie die vorhergehenden zu erleben – Konflikte, Krankheiten, Trennungen, Suizide. Der Plot: Eine erfolgreiche Opernsängerin und geltungssüchtige Mutter aus der DDR setzt sich 1987 nach einem Auftritt in Bayreuth in den Westen ab und lässt ihre junge Familie in der Heimat zurück. Dieser Schritt verändert alles. Ihr Ehemann unterschreibt unter Zwang die Scheidung, schwört die sozialistische Treue; die erwachsenen Töchter entzweien sich später. Sie leben, finden und verlieren die Liebe. Hochglanzpolierte Oberfläche meets dunkler Abgrund. Fast vierzig Jahre später wiederholen sich Konflikte, Verhaltensmuster und Beziehungsstrukturen, zyklisch wie die Jahreszeiten. Und genau das gelingt dem Ensemble mit Christoph Gawenda, Carolin Haupt, Eva Meckbach, Ruth Rosenfeld und Renato Schuchgrandios. Die 125 Minuten in der wunderschönen Rauminstallation von Magda Willi, die einen fast vergessen lässt, um welche Kette an ungelösten Problemen und Tragödien es hier geht.
Text: Milena Kalojanov / Fotos: Ivan Kravtsov
Schaubühne, Kurfürstendamm 153, 10709 Berlin–Wilmersdorf; Stadtplan
Replay von Yael Ronen. Tickets für die nächsten Aufführungen findest Du hier.
@schaubuehne_berlin