
Was braucht es, um Schriftstellerin zu sein? „Geld und ein Zimmer für sich allein“, antwortete Virginia Woolf 1929 in ihrem Text „A Room of One’s Own“. Ein knappes Jahrhundert später hat sich an dieser Grundthese nicht viel geändert. Auch die 24 Autorinnen, die zum neuen Essayband „Schreibtisch mit Aussicht“ beitragen, verbindet das Nachdenken über finanzielle, private und – vor allem – kreative Unabhängigkeit. Ilka Piepgras, Redakteurin des Zeitmagazins, hat als Herausgeberin einige der wichtigsten Stimmen der Gegenwartsliteratur versammelt, die über das Verhältnis zum Schreiben erzählen. Deborah Levy, Zadie Smith, Sheila Heti und Antonia Baum reflektieren, unter welchen Voraussetzungen ihre Romane entstehen. Sie berichten, wie ihr Frau- und Mutter-Sein in ihren Schreibprozess einfließt. Dem Klischee des einsamen, männlichen Literatengenies setzen sie so die Realität des Alltags entgegen. Die Autorinnen entmystifizieren den Literaturbetrieb: ihre Texte machen Mut, selbst an Geschichten zu arbeiten. Mal nüchtern, mal poetisch machen sie das Schreiben als das sichtbar, was es wirklich ist: Kraftakt, Glücksgefühl und harte Arbeit. (Text: Laura Storfner / Fotos: Bui Luu Quynh Nguyen)
Schreibtisch mit Aussicht. Schriftstellerinnen über ihr Schreiben, herausgegeben von Ilka Piepgras (2020, Kein & Aber)
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