ÜBER TRAUMWELTEN UND FABELWESEN: LEIKO IKEMURA IN DER FEUERLE COLLECTION — EMPFOHLEN VON NOELIA GAITE

ÜBER TRAUMWELTEN UND FABELWESEN: LEIKO IKEMURA IN DER FEUERLE COLLECTION — EMPFOHLEN VON NOELIA GAITE

Berlin liebt Kunst in Bunkern. Die Feuerle Collection beispielsweise hat in einem ehemaligen Telekommunikationsbunker ihr öffentliches Zuhause gefunden. Dieses traute Heim beherbergt jetzt bis Januar 2024 die von Désiré Feuerle himself kuratierte Solo Show „When Animals become Art“ von Leiko Ikemura. Eine Ausstellung, welche jene Art der Kunsterfahrung bietet, die die Sinne schärft. Ob mit dem Date oder auch ridin’ solo – diese Berliner Kunstbunker Experience kannst Du Dir gönnen, denn die ist ähnlich wie die für die Stadt so typische Club Experience: 1. Dunkelheit ist da, 2. Handykameras werden zwar nicht abgeklebt, aber Fotografieren ist trotzdem verboten und 3. der Besuch ist zwar wahrscheinlich etwas kürzer als im Club, muss aber nicht weniger ekstatisch sein. Den ersten Blickfang stellt eine dramatisch beleuchtete Installation inmitten des düsteren Ausstellungsraums dar (Bunker haben es ja bekanntlich nicht so mit natürlichem Licht).

Auf dem Boden ist auf einer schwarzen Decke ein Kleinzoo Plüschtiere platziert. Wer mit dem Werk der Künstlerin ein wenig vertraut ist, erkennt sofort den Bezug zu den darin rekurrierenden tierischen Fabelwesen und denkt sich gleichzeitig: Ja klar, nah dran, aber das ist doch kein Werk von Leiko Ikemura? Einen exemplarischen Einblick in die von Ikemura typischerweise verarbeiteten Materialien und genutzten Techniken geben die restlichen Exponate. Auf den um die Mitte des Raums drapierten Bodenkissen liegen Skulpturen aus opakem Gussglas, die auf elegante Weise mit dem wenigen, punktuell gesetzten Licht spielen. Wir sehen poetische Landschaftsmalereien auf grob gewobener Jute an der hintersten Wand hängen, die den räumlichen Kontext für die Traumwelt geben, in die man soeben eingetreten ist. Davorstehend, eine imposante Bronzeskulptur, eine Chimäre: Die Hasenkönigin, die über die Parallelwelt und ihre kleinen Bewohner:innen zu wachen scheint.

Noelia Gaite’s Leben dreht sich um Kunst, Kunst, Kunst: Sie kuratiert, betrachtet und analysiert. Und wenn alles mal doch zu viel wird, macht sie lange Stadtspaziergänge mit Musik in den Ohren. Auf Brücken bleibt sie gerne etwas länger stehen.

Text: Noelia Gaite / Credit: Leiko Ikemura, The Feuerle Collection / Fotos: Wai Kung & Nicolas Boettger

The Feuerle Collection, Hallesches Ufer 70, 10963 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Fr 14–18h & Sa–So 11–19h. Die Guided Tour muss im Vorfeld gebucht werden.

@thefeuerlecollection

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