Softeis, Karussell, Grilletta und große Kinderaugen: Als der Kulturpark Plänterwald 1969 in Treptow eröffnete, war er der erste und einzige Vergnügungspark der DDR. Anderthalb Millionen Menschen zog der „Kulti“, wie er liebevoll genannt wurde, jährlich an. Nach der Wende wurde der Park weiterbetrieben, doch die Besucher:innenzahlen sanken drastisch. Seit 2001 standen die Fahrgeschäfte still und die Natur holte sich das Gelände zurück. Das verfallene Riesenrad und die Dinosaurierfiguren verwandelten den Ort rasch in einen Abenteuerspielplatz für Fotograf:innen und Raver:innen, die dieses Fleckchen Berlin im Dornröschenschlaf wenigstens für ein paar Stunden aufwecken wollten. Die bewegte Geschichte des Kulturparks wird nun von Künstler:innen im Spreepark Art Space neu aufgerollt.
Sie nähern sich dem Sehnsuchtsort aus verschiedenen Perspektiven, hinterfragen das staatlich kontrollierte Vergnügen und schauen hinter die Kulissen des Rummels. Christiane Eisler begleitete für ihre Fotoserie „Kulturpark“ in den 1980ern eine Gruppe junger Punks zu den Fahrgeschäften und Buden. Andrea Pichl erzählt in einer dreiteiligen Installation anhand der Kleinarchitekturen des Parks seine Veränderung, während Anselm Reyle das Gelände nach der Schließung fotografisch festhielt. Zusammengehalten werden die künsterlischen Explorationen von Erinnerungen aus erster Hand: Für ihr Hörstück „Leben unterm Riesenrad“ hat die Autorin Anne Waak ehemalige Besucher:innen und Betreiber:innen interviewt. Ihre Berichte begleiten uns durch die Räume und geben eine Ahnung vom Lebensgefühl „Kulti“.
Text: Laura Storfner / Credit: Nachlass VEB Kulturpark, Dieter Möller; Christiane Eisler, Kulturpark, Fotoserie, 1982/83; X. Weltfestspiele der Jugend, 1973, Bundesarchiv, Bild 183-M0802-405 / Wolfgang Thieme
Spreepark Art Space, Eierhäuschen / Spreepark, Kiehnwerder Allee 2, 12437 Berlin; Stadtplan
10.11.2024–23.02.2025
@spreeparkartspace