Es fühlt sich ein wenig an, als wären wir in einem Bistro im 11. Arrondissement gelandet: Doch das Bostich mit seinen weißen Tischdecken und den geflochtenen Stühlen, die dicht an dicht den Bürgersteig säumen, findet man nicht in Paris, sondern mitten in Wilmersdorf. Yllnora Semsedini und Simon Bühler, die auch die Torbar in Mitte führen, haben hier einen Ort geschaffen, der in Berlin seinesgleichen sucht: Die Terrasse eignet sich hervorragend, um das Treiben in Westberlin zu beobachten, während man im Esszimmer ganz unter sich ist. Fast wirkt es so, als wäre das Bostich schon immer da gewesen – und das, obwohl es doch erst vor ein paar Wochen Eröffnung gefeiert hat. Es mag an den Stammgästen liegen, die in Scharen ins Lokal strömen. Aber auch die stilsichere Einrichtung sorgt für geschmackvolles Flair aus einer anderen Epoche, ohne ins Spießige abzudriften. Entstanden ist ein Mix aus elegant-frechem Zeitgeist und Detailverliebtheit. Beim Interior Design haben Semsedini und Bühler mit jungen Handwerker:innen zusammengearbeitet, die ihre Kunst verstehen. Vor den pistaziengrünen Wänden macht man es sich auf Möbeln bequem, an den Decken entdeckt man zwischen den eleganten Kronleuchtern kunstvoll modellierten Stuck, der Hummern und Austern nachempfunden ist.
Seafood wird auch in der Küche zubereitet: Neben Fines de Claire Austern und Kaviar bietet das Bostich eine grandiose Meeresfrüchteplatte und eine Lobster Roll an. Aber auch Vegetarier:innen dürfen sich freuen: Serviert werden exzellente Ratatouille, Auberginentatar und Risotto mit frischem Trüffel. Wir können uns nicht entscheiden und bestellen so viel, dass der charmante Kellner einen weiteren Tisch auf dem Trottoir aufbauen muss – und es lohnt sich, denn das feine Spargelcarpaccio mit Parmesan überzeugt uns ebenso wie das herrliche Rindertatar. Neben Klassikern der französischen Bistroküche stehen auch schweizerische Spezialitäten wie frisch am Tisch zubereitetes Zürcher Geschnetzeltes auf der Karte. Zu verdanken ist das einem der Restaurantmacher: dem Schweizer Dieter Meier, Künstler und Sänger der Band Yello, der in den letzten Jahren auch als Gastronom von sich reden gemacht hat. Auf ihn geht auch der Name des Restaurants zurück: „Bostich“ heißt einer der Songs, mit denen Yello Anfang der 80er bekannt wurde. Und wie das so ist mit Künstler:innenlokalen, geben die Betreiber:innen auch nicht vor, wie man das Restaurant nun auszusprechen hat. Je kreativer die Aussprache, desto besser!
Text: Milena Kalojanov & Laura Storfner / Fotos: Valentin Cheli
Bostich, Ludwigkirchstr.10A, 10719 Berlin–Wilmersdorf, Stadtplan
Mo–Sa 16–24h
@bostichberlin