10 INSZENIERUNGEN IM DIGITALEN DIALOG — DAS THEATERTREFFEN 2021

10 INSZENIERUNGEN IM DIGITALEN DIALOG — DAS THEATERTREFFEN 2021

Das Schönste am Theater? Definitiv das Gefühl, sich live mitreißen zu lassen. Darauf musst Du in diesem Jahr trotz geschlossener Spielstätten nicht verzichten: Für die nun bereits zweite rein digitale Ausgabe des Theatertreffens haben die Berliner Festspiele zehn Inszenierungen von renommierten Bühnen in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz gewählt, die in mehrfacher Hinsicht neue Wege gehen. In „Name Her. Eine Suche nach den Frauen+“ kontestiert Marie Schleef das hartnäckige Vorurteil fehlender weiblicher Vorbilder, indem sie vor dem an eine Gameshow erinnernden Bühnenbild wichtige Frauen zum Leben erweckt: Den Namen von beispielsweise der Soziologin Flora Tristan oder der Forscherin Rosalind Franklin wird in Geschichtsbüchern bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Christopher Rüping übersetzt den Klassiker „Einfach das Ende der Welt“ von Jean-Luc Lagarce in eine zeitgemäße Form, die sich drängenden Zeitfragen stellt: Klassismus, das Gefälle zwischen Stadt- und Landleben, Homophobie. Das Burgtheater Wien bringt ein Stück der Schriftstellerin Anna Gmeyner auf die Bühne. „Automatenbüffet“ galt während des Naziregimes als entartet und Gmeyer, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft nach England emigrieren musste, lange Zeit als literarische Außenseiterin. Vor einer Installation aus Bierkühlschränken wirkt die Geschichte um geschlechterspezifische Spannungen mehrfach surreal.

Neben ausgezeichneten Livestream und Aufzeichnungen erwarten Dich ab dem 13. Mai zehn Tage lang dramatische Inszenierungen und Diskussionen: Der Stückemarktbringt auch in diesem Jahr junge Stimmen aus aller Welt zusammen. Das Living Theatre ist eine Spielform aus New York, die eine Verbindung von Kunst und Leben fordert – bei den Festspielen steht in Gesprächen, Vorträgen und Filmen die Frage im Fokus, wie Theater politische Verantwortung übernehmen kann. Der Sprung ins Onlineformat mag auch in Bezug auf das Theatertreffen aus einer Not heraus entstanden sein. Nicht zuletzt dank der Diskursreihe Unboxing Stages, die sich kritisch mit den Potenzialen digitaler Praxis im Theater auseinandersetzt, beweisen die Berliner Festspiele jedoch, dass ein neues Konzept eine Chance für mehr Diversität, Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und politische Initiative sein kann – in Stücken, die auch am Bildschirm für sich sprechen, mitreißen und zum Nachdenken anregen.

Text: Hanna Komornitzyk / Fotos: Maria Stuart & Der Zauberberg © Arno Declair; NAME HER. Eine Suche nach den Frauen+ © Hendrik Lietmann

Das Theatertreffen 2021 findet vom 13.05. bis einschließlich zum 24.05.2021 ausschließlich digital und kostenlos statt. Du hast allerdings die Möglichkeit, einen Beitrag Deiner Wahl freiwillig zu zahlen und Kunst im Netz zu unterstützen. 

@berlinerfestspiele

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