
Es gibt Materialien, die uns näherkommen als jede Kunst an der Wand: Textilien sind nicht nur Stoffe, sondern sie sind auch Geschichten, gewebt aus Fäden und Erinnerungen. Sie sind Kleidungsstücke, die Dich Deine Identität ausdrücken lassen, oder ein Muster, das von fernen Kulturen erzählt. Gerade in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Handwerkskunst wieder an Bedeutung gewinnen, erleben handgemachte Textilien eine Renaissance – und wer sich davon genau so sehr faszinieren lassen kann wie ich, wird bei Berlin Textile Coop einen neuen Lieblingsort finden. Hinter dem Konzept stehen Sara Diaz Rodriguez und Essi Johanna Glomb: Die Gründerinnen bringen nicht nur ihre Expertise als Textildesignerinnen und Forscherinnen mit, sondern haben auch eine klare Vision für die Räume. Sie wollen lokale Netzwerke in der Branche stärken, nachhaltige Prozesse fördern und neue Wege für Design und Produktion erschließen. Mit Projekten wie dem „Open Source HILO E-Spinning Wheel“ oder dem Prototyping Lab zeigen sie, wie traditionelle und moderne Techniken mit ihren besten Eigenschaften vereint werden können. Von digitalen Strickmaschinen über Tufting-Werkzeuge bis hin zu Spinnmaschinen: Einen Ort für Forschung, aber eben auch Austausch und Zugang für Menschen, die sich dem Thema annähern wollen. Zum Herantasten eignen sich die Workshops, die regelmäßig angeboten werden. Besonders empfehlen kann ich den Spinning Workshop: Hier lernst Du, wie Du Deine eigenen Garne (auch von zuhause aus!) herstellen kannst.
Nachdem wir mit einer kleinen Begrüßungsrunde starten, führt Sara die Teilnehmer:innen in die unterschiedlichsten Spinntechniken ein und lässt uns spielerisch erfassen, mit welchen Fasern Garn hergestellt wird, und wie wir diese zukünftig selbst voneinander unterscheiden können. Ganz ohne Vorkenntnisse geht es direkt im Anschluss weiter in den hellen offenen Raum, wo Saras HILO E-Spinnräder, zwischen vielen anderen spannenden Stationen, Maschinen, Garnen und Büchern, bereits auf uns warten. Diese sind nach etwas Übung und einer kurzen Einführung super leicht zu bedienen, und so kann ich mich voll und ganz auf die Auswahl der Fasern fokussieren, aus denen ich mein eigenes Garn verarbeiten möchte. Mit reichlich neuem Wissen und Projektideen lege ich nach dem Workshop noch einen Zwischenstopp bei der Neumanns Bäckerei ein (mit der sich Textile Coop eine Hausnummer teilt), bevor es mit meinen eigens gesponnenen Garn-Samples nach Hause geht.
Text & Fotos: Robyn Steffen
Berlin Textile Coop, Weichselstr.32, 10247 Berlin–Friedrichshain; Stadtplan
Hier geht’s zu den nächsten Workshops.
@berlin_textile_coop