ANZIEHENDE GESTALTEN: SYLVIE FLEURY BEI MEHDI CHOUAKRI

ANZIEHENDE GESTALTEN: SYLVIE FLEURY BEI MEHDI CHOUAKRI

Wie feministisch Make-up sein kann, bewies kürzlich die US-Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez in einem Schmink-Tutorial. Auch die Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury spielt mit dem subversiven Potential der Beauty- und Luxusindustrie: An den Wänden der Galerie Mehdi Chouakri sind abstrakte Gemälde zu sehen, die sich als überdimensionale Reproduktionen bekannter Lidschatten-Paletten von Marken wie Chanel entpuppen. Fleury kennt die Mechanismen der Modebranche genauso gut wie die Kunstgeschichte und versteht sich als Akteurin beider Systeme: Ihre modischen Readymades sind deshalb stets mehr als plumpe Konsumkritik. Seit kurzem tritt Fleury auch selbst als personalisiertes Emoji ins Bild. Im Grunde lassen sich jedoch all ihre Arbeiten als Verkörperungen des Selbst lesen – Acne-Pullover und Pelzjacken wählt sie in Hinblick auf die eigene Kleidergröße. Was ihre Werke vereint, sind die humorvollen Seitenhiebe, mit denen sie sich an Machokollegen abarbeitet: In Anlehnung an Donald Judd schafft sie polierte Wandobjekte mit abgerundeten Ecken, ein Basketball erinnert an Jeff Koons. Doch während der Ball bei Koons bis zum Anschlag aufgepumpt ist, lässt Fleury die Luft raus. Ein erster Schritt hin zur Abschaffung des Patriarchats. (Text: Laura Storfner / Fotos: Ludger Paffrath, Berlin)

Mehdi Chouakri, Fasanenstr.61 (Eingang Fasanenplatz), 10719 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Ausstellung: Sylvie Fleury „Shame“ bis 31.10.2020
Bleibtreustr.41 (Eingang Mommsenstr.4), 10623 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Di–Sa 11–18h

@mehdichouakri
@fleury49000

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