
Ein goldener Herbst kann malerischer sein als ein Sommertag. Dann nämlich ist die Sonne gelb, der Himmel blau und die Natur erstreckt sich entlang der gelb-grün-braunen Farbpalette. An jenen Tagen lohnt es sich Berlin zu verlassen, Richtung Westen zum Beispiel, an Potsdam vorbei, zu den Heilstätten Beelitz. Inmitten verfallener Ruinen thront dort seit 2015 ein Turm, von dessen 40 Meter hoher Aussichtsplattform man bis zum Berliner Fernsehturm blicken kann. Knapp 20 Meter tiefer schlängelt sich der neu erbaute Baumwipfelpfad über die Baumspitzen, vorbei an einst villaesquen Gebäuden, von deren oberer Etage inzwischen die Natur Besitz ergriffen hat. Schilder erklären was da wächst und die eigene Fantasie malt sich aus, wie hier einst der Alltag ablief. Der Ort ist stark geschichtsträchtig: erbaut 1898, im ersten und zweiten Weltkrieg zweckentfremdet als Lazarett, Adolf H. wurde hier noch als Unbekannter behandelt, Anfang der 90er begab sich der kranke Erich Honecker in die Obhut der Heilstätten. Eine Neunutzung des mit 200 Hektar größten Flächendenkmals Deutschlands stockt seit Jahren. Davon profitiert der Wochenendausflügler bei freiem Blick über goldenes Laub, während er unverbrauchte Luft atmet, die damals wie heute therapeutische Wirkung hat. (Text: Verena Schwarz)
Baum & Zeit – Baumwipfelpfade Beelitz-Heilstätten
Straße nach Fichtenwalde 13, 14547 Beelitz; Stadtplan
Nov-Feb nur an Wochenenden, 11-16h