Eine Tänzerin aus Irland, ein Kameramann, der zum Aktivisten wurde, und der Überlebende eines Bombenangriffs aus dem Zweiten Weltkrieg. Auf den ersten Blick erscheinen die Protagonist:innen des Berliner Zimmers, dem beeindruckenden Videoprojekt der Künstlerin Sonya Schönberger, sehr unterschiedlich. Und doch haben sie eine Gemeinsamkeit: Berlin ist ihr Zuhause. Seit 2018 lässt sich Schönberger von Berliner:innen unterschiedlichster Herkunft ihre Lebensgeschichten erzählen. Die dabei entstandenen Videointerviews sind Teil eines stetig wachsenden Online-Archivs – einige von ihnen werden nun im Kunstraum Kreuzberg im Bethanien gezeigt. Die aktuellen Screenings – übrigens die ersten einer Serie, die in monatlichen „Kapiteln“ erzählt wird – beschäftigen sich mit den Themen Kindheit und Erwachsenwerden. Die Geschichten der Protagonist:innen sind alle auf ihre ganz eigene Art beeindruckend: Die in Polen geborene Künstlerin Dagmara Genda berichtet auf unterhaltsame Weise davon, mit kaum vorhandenen Englischkenntnissen in Kanada aufzuwachsen. Der Kreuzberger Özkan Eliçekli spricht über den Rassismus, den er als Kind erfahren hat, und die Rentnerin Christa Peter schildert, wie sie aus ihrem Elternhaus in Friedrichshain gebombt wurde. Fesselnde Erinnerungen, die erschüttern, wichtige Fragen stellen und zum Lachen bringen – entweder Du siehst Dir die Interviews direkt vor Ort (im Bethanien wird zeitgleich die CTM-Gruppenausstellung gezeigt) oder online an.
Text: Benji Haughton / Credit: Berliner Zimmer, Stadtmuseum Berlin / Foto: Cottonbro
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Mariannenpl.2, 10997 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
So–Mi 10–20h, Do–Sa 10–22h
Berliner Zimmer Kapitel 1 läuft bis 24.02.2022. Der Eintritt ist frei.
@kunstraumkreuzberg