Was als Suche nach einer Werk- und Produktionsstätte begann, wurde im November 2023 – eingenestelt im Winsviertel – zu Open House. John Darcy, Gründer von Sincerly Coffee und gelernter Astrophysiker, sitzt mit uns an einem sonnigen Freitagmorgen zusammen und erzählt von der Entstehungsgeschichte des liebevoll betitelten „Community Hubs“. Wer Open House das erste Mal betritt, wird sich vielleicht ein bisschen wie in Kopenhagen fühlen: Zu essen gibt’s Sauerteigbrot mit aufgeschlagener Butter, dazu Käse von Alte Milch und ein, je nach Vorliebe, pochiertes oder gekochtes Ei – ein klassisches dänisches Frühstück eben. Die etwas deftigere Variante zum simplistischen Start in den Tag: die Aussie-Style Pies von Nice Pies. Die vegane Variante mit Pilzen in Trüffelragout hat es mir besonders angetan. Wer es am Morgen eher süß mag, für den stehen vom Head of Kitchen aka Jon Cox hausgemachtes Granola mit Mandeln, Walnüssen und Honig, gereicht mit Joghurt aus dem Ökodorf Brodowin und saisonalem Obst, auf dem Menü. Oder diverse Backwaren, die genau wie das Brot von Albatross kommen: doppelt gebackene Mandelcroissants, Pain au chocolat oder einer meiner Lieblinge – der bretonischer Butterkuchen namens „kouign amann“.
Der Boden und die runden Tische sind ochsenblutrot, im Kontrast dazu stehen Stühle in einem warmen Holzton, die die Decke komplementieren – eine offene Küchentheke aus Stahl bildet das Herzstück und metallene Regale, die mit Produkten aus Berlin gefüllt sind, ergänzen das Raumkonzept. Das Gründungsteam besteht aus insgesamt vier Parteien, mit dabei auch bekannte Gesichter wie Lucien vom Café Luc. Das Café wird im Untergeschoss um eine Produktionsstätte ergänzt, die unter anderem vom Nussbutterproduzent Twisted Nut genutzt wird. Genau die gibt es auch vor Ort zu kaufen, wie einige weitere lokale Brands, darunter Matchasome oder Companion Tea. Ein Café wäre natürlich nichts ohne guten Kaffee und da kommt John Darcy mit Sincerly Coffee wieder ins Spiel: Für den Espresso wird die schokoladig-nussige Brazil Röstung genutzt, während der Filterkaffee täglich variiert. Für alle, die lieber auf Koffein, aber nicht auf den Geschmack verzichten wollen, gibt’s den karamell-zitronigen Columbia Decaf zu trinken. Auf die Frage hin, was uns zukünftig noch erwarten wird, schmunzelt John. Ein Bottleshop ist in Planung, sprich verlängerte Öffnungszeiten, um abends entspannt bei einer Flasche Wein zusammen zu sitzen und den Tag ausklingen zu lassen. Wir drücken die Daumen, dass das auch draußen möglich sein wird, denn was gibt’s im Sommer Schöneres, als in Berlin am Straßenrand zu sitzen?
Text: Sophie Doering / Fotos: Savannah van der Niet
Open House, Christburger Str.13, 10405 Berlin–Prenzlauer Berg; Stadtplan
Mo–Sa 8–18h. Arbeiten am Laptop ist möglich.
@openhouse.berlin