Es ist endlich Samstag und der Weg führt nach Zehlendorf – direkt zum Blumenstand von Sonja und Jim Reifferscheid, den Macher:innen von Von Hand. Hier gibt’s alles, was mein Herz begehrt und womit ich meine Vasen fülle: Blüten, Kräuter und Gräser, Stauden und einjährige Schnittblumen. Es gibt keine Woche im Jahr, in der es nicht mal ein Zweig in eine meiner Vasen schafft – am liebsten ein Indiz jeder Jahreszeit und aus der Region. Der Monat August von seiner besten Seite und der Blumenstand ist eine Pracht in kräftigem Pink und Gelb. Unzählige Gefäße voller Dahlien, Rosen, Sonnenaugen, Zinnien, Löwenmaul, aber auch Wasserdost, Wiesenknopf, Thymian und duftender Phlox – ein Meer aus Schnittblumen vom freien Land. Die Nachbarschaft kennt den Blumenstand von Sonja und Jim und es dauert nicht lange, bis ein Strauß nach dem anderen den Blumenstand verlässt. Die letzten feurigen Dahlien sind weg – ich muss mich mit meiner Auswahl beeilen!

Zurück zu Sonja und Jim: Sie ist Kulturmanagerin, er Landschaftsarchitekt. Beide zog es raus in die Landschaft – weg vom Lärm der Stadt und der täglichen Arbeit am Computer. Nach der Übernahme eines ehemaligen Landwirtschaftsbetriebes in Werder an der Havel gründeten sie ihren Betrieb Von Hand. Auf ihrem anderthalb Hektar großen Feld bauen sie nicht nur Blumen, auch Obst und Gemüse an – ganz nach den Idealen und Ansätzen von Permakultur, No-Dig Verfahren und andere ökologische Prinzipien. Sie säen, ernten und verarbeiten ihre Pflanzen und das ohne den Einsatz von chemischem Dünger und Pestiziden und sind Teil der Slowflower-Bewegung. Das Bewusstsein für Handarbeit und Saisonalität zeichnet sie aus. Das wollen sie auch zukünftig durch Workshops im Bereich Ernährung, Landwirtschaft, Handwerk und nachhaltiger Floristik vertiefen und vermitteln. Eine Kostprobe und täglicher Begleiter ist deren Gemüsekiste – voller Sorten der Saison und ebenfalls regional und prachtvoll, wie die Blumenauswahl am Stand in Zehlendorf.

Text: Milena Kalojanov / Fotos: MERK & MARK

Hof von Sonja & Jim Reifferscheid, Bliesendorfer Str.55, 14542 Werder an der Havel; Stadtplan

Blumenstand: Jeden Sa 09–15h (Mai bis Oktober), Ecke Argentinische Allee/Sven-Hedin-Str., Berlin-Zehlendorf (Nähe S-Bahnhof Mexikoplatz).

Hier geht’s zu den Gemüsekisten. Die Größe der Kisten variiert saisonal bedingt in Umfang und Angebot. Lieferung immer dienstags (Berliner Südwesten, Werder/Havel und nähere Umgebung)

@vonhand.gemuese.blumen

Ende Juni 2023 ging es für das Cee Cee Team nach Gerswalde in den Produktionsort Libken. Wo eigentlich Raum für Arbeit und Recherche entsteht, haben wir die Gelegenheit für ein Zusammenkommen ohne Arbeit genutzt – dafür mit Kräuterwanderungen, gemeinsamen Kochen und Gesprächen am Lagerfeuer. Highlights gab es viele – aber vor allem eins war besonders: Der Cyanotypie Workshop mit Karina. Die Cyanotypie ist eine der ersten fotografischen Druckverfahren, bei denen blaue Abdrücke entstehen – jedes einzelne ist ein Unikat. Umzingelt von Gräsern, Blumen und Früchten haben wir beim Ausflug erst mal fleißig nach den formschönsten gesucht: Am Ende entstanden mit unserer Sammlung Cyanotypien auf weißen Shirts. Und obwohl es hierfür eine rein technische Erklärung gibt, fragten wir uns: Ist nicht doch auch etwas Zauberei mit eingebunden? Falls Du dem auf die Spur gehen willst, solltest Du am nächsten Cyanotypie-Workshop von Karina teilnehmen. Auf zwei Tage verteilt erklärt sie Dir, wann und wie die ersten Cyanotypien entstanden sind, wie unterschiedliche Künstler:innen sich den Prozess zu eigen gemacht haben und was dabei entstehen kann. Währenddessen kannst Du Dich an die Materialien und an das Beschichten des Papiers herantasten.

Am zweiten Tag darfst Du Deine eigenen Drucke entwickeln: Karina stellt Dir alles, was Du hierfür benötigst zur Verfügung – eigene Materialien darfst Du nach Absprache aber auch gerne mitbringen. Kleiner Tipp: Am besten nutzt Du die Zeit auch zum Austausch und Experimentieren, denn das Schöne an dieser Technik ist: Du kannst auch ganz easy neue Kompositionen von Zuhause aus entwickeln. Natürlich ohne Zauberei – dafür am besten mit Sonnenlicht. Oder – an diesen besonders grauen Tagen in Berlin – mit etwas Hilfe von UV-Licht.

Text & Fotos: Robyn Steffen

Karina Rovira, Erdmannstr.13, 10827 Berlin–Schöneberg; Stadtplan

Nächster Termin: 09.09. (11–14h) –10.09.2023 (11–15h). Anmeldung über Berlin Drawing Room.

@kkkkkkk_chiquititia