Als ich das erste Mal über den Körnerpark stolperte, dachte ich sofort an Paris: die großen Linden, der sprudelnde Brunnen und die palmengesäumte Terrasse – eine wahre Wohltat im Vergleich zur Hektik der Hermannstraße und der Karl-Marx-Straße, die direkt um die Ecke sind. Die Orangerie mit ihren eleganten Räumlichkeiten und gewölbten Fenstern wurde im Mai 2022 von den Eigentümern Simon Braus und Max Gerolstein (die zuvor die Kreuzköllner Bar Schwelgerei betrieben) neu eröffnet. Zuvor befand sich dort das Zitronencafé, das nach einer längeren Pause von Simon und Max zu einem ganztägigen Café – und Barkonzept umgestaltet wurde. Das Gebäude wurde ursprünglich als Orangerie konzipiert, wurde aber nie als solche betrieben. Durch die hohen Decken und die ineinander übergehenden Räume wirkt das kompakte Lokal sowohl geräumig als auch intim.
Das von Jacqueline Spiers entworfene Interieur besteht aus einer Mischung aus hohen Barbestuhlungen und entspannteren Sitztischen. Einige leuchten unter einem neonroten, sonnenuntergangsähnlichen Bogen, andere unter runden Hängelampen und gedruckten Kunstwerken. Die Terrazzo-Bar und die Wände, die in Waldgrün, Beige und Rosa getaucht sind, wirken edel und modern. Hier kann man tagsüber Kaffee und Kuchen genießen (wir lieben den hausgemachten Zitronenmohnkuchen), das wöchentlich wechselnde Mittagsgericht probieren oder den Tag mit Cocktails und passenden Antipasti ausklingen lassen. Chefköchin Finia Ulmer hat eine reduzierte und köstliche Speisekarte (auch vegan!) mit Antipasti und einem wechselnden Saisongericht zusammengestellt. Unsere Empfehlung? Wenn Du gerne süße Cocktails trinkst, probier auf jeden Fall den Pfirsich-Rosen-Spritz. Für alle, die es etwas herber mögen, empfehlen wir den Herrlich-Spritz mit Campari, Grapefruit und Passionsfrucht. Dann noch schnell einen Platz am Fenster finden und die nächsten Stunden entspannt mit Antipasti und einem Ausblick auf einen der schönsten Parks Berlins genießen!
Text: Savannah van der Niet / Fotos: Robyn Steffen
Orangerie Neukölln, Schierker Str.8 (Körnerpark), 12051, Berlin–Neukölln; Stadtplan
Di–So 11–0h
@orangerie_nk
Auf der chaotischen Hälfte der Fuldastraße (genau, der Hälfte im Donaukiez) befindet sich die charmanteste Bäckerei — nein, Boulangerie! — Neuköllns. Sie heißt: Le Brot. Auf dem Gehweg wird der Eingang flankiert von diesen speziell-charmanten weiß-schwarz geflochtenen Bistro-Stühlen, von denen man immer denkt, sie müssen einen ultimativ französischen Namen haben, den man leider nicht kennt. Drinnen ist es gemütlich, sympathisch, klein. Helles Holz, keine Sitzplätze, Freundlichkeit und Backwaren. Und was für welche: Beißt man in die blättrigen Croissants, is(s)t man sofort in Frankreich. Aber nicht im Oh-lala-Paris, sondern auf einem Dorfplatz, irgendwo auf dem Land, wo es genau ein Café, eine Fleischerei und eben diese Bäckerei gibt, in der alles nach Urlaub, Sonne und dem gewissen je-ne-sais-quoi schmeckt. Baguette, Schokobrötchen, Brioche, Quiche, Madeleines – alles in der Auslage sieht fantastisch aus, alles duftet und ist weich, saftig, knusprig. Le Brot ist eine Nachbarschaftsbäckerei ohne Allüren. Dafür mit einem kleinen Kühlschrank, falls die Bioeier oder die Butter fürs Sonntagsfrühstück vergessen wurden. Einen Kaffee bekommt man natürlich auch. Nussig und mild. Zum Mitnehmen, oder um ihn auf den Bistro-Stühlen zu genießen, das Treiben in der Straße zu beobachten und sich kurz im Urlaub zu wähnen. Besonders empfehlenswert ist dies für die Daheimgebliebenen am Osterwochenende. Da gibt’s nämlich gefüllte Brioche: Sauerkirsch, Vanille und Schoko. La classe, les classiques!
Text: Hilka Dirks / Fotos: Robyn Steffen
Le Brot, Fuldastr.54, 12043 Berlin–Neukölln; Stadtplan
Mo–Fr 8–18h, Sa 8–16h & So 8–14h
@lebrotberlin
Am Tilla-Durieux-Park am Potsdamer Platz entdecken wir an einem ruhigen Montagnachmittag ein kleines Juwel: das taiwanesische Café g4. Eine bunte Auswahl an gemütlichen Moustache-Stühlen, clevere Sitzgelegenheiten und farbenfrohe Bubble-Teas und Matcha-Kuchen findest Du in dem lichtdurchfluteten Café von Stephanie, einer Berlinerin mit taiwanesischen Wurzeln. Man bemerkt sofort, dass hier jemand mit einem feinen Gespür für Design und Liebe zum Detail am Werk war. Ihr ist wichtig, dass alle Sorten immer frisch zubereitet werden: Der Tee wird für jedes Getränk neu aufgegossen. Wählen darf man zwischen klassischen Bubble-Teas mit Taro oder Matcha und fruchtigen Bobas und Peach- oder Wintermelon Oolong Limonaden, diversen Toppings, Salty Cream Cheese Foam und natürlich verschiedenen Süßestärken (wir empfehlen zehn Prozent). Unser persönliches Highlight sind an diesem Nachmittag die fluffigen, mit Tapioka gefüllten „Simbayaki“-Waffeln, inspiriert von den traditionellen, fischförmigen Taiyaki-Varianten aus Japan und benannt nach Simba, der Hundedame der Besitzerin. Die Frenchie-förmigen Waffeln werden uns dampfend heiß und in niedlichen Keramik-Schälchen serviert. Neben bunten Bubble Teas, leckeren Kuchen und traditionellen Snacks findet man hier auch ein liebevoll kuratiertes Allerlei an Leckereien und Accessoires, wie das taiwanesische Gebäck von Dickertisch aus Düsseldorf und ein Sortiment an handgefertigten veganen Kerzen von fufu:tofu aus Berlin.
Text & Fotos: Natascha Hamel
g4, Eichhornstr.1, 10785 Berlin–Tiergarten; Stadtplan
Mo–Fr 12–18h & Sa–So 13–19h
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Dass man in Berlin nicht unbedingt Farbe tragen muss, um aufzufallen, ist inzwischen bekannt. Doch Xiao Xue und Andy bringen schwarz-weiß nun auch in neuer Form nach Mitte – als erstes 2D-Café Always Together in Berlin. Den Trend haben die beiden aus Korea mitgebracht, wo die ausgefallenen Comic-Cafés schon längst ein Begriff sind. Die Ästhetik der vom Team handgemalten Linien versetzt für einen Augenblick in eine andere Welt. Neben den Wänden und Böden sind auch Stuhl und Tisch bemalt, so verschmelzen dreidimensionale Objekte im Raum miteinander und vermitteln den Eindruck, zwischen Papier und Tinte zu sitzen.
Neben solch einem ausgefallenen Interieur sollte ein Café jedoch auch mit Getränken und Desserts überzeugen können – und das tut es allemal. Besonders gefreut haben wir uns über die Auswahl an Bingsu; es zergeht auf der Zunge wie Schnee – und sieht auch so aus. Die Basis besteht aus gecrushtem Wassereis, versüßt mit Kondensmilch, gefrorenem Joghurt oder Eiscreme. Im „Always Together“ hast Du gleich mehrere Variationen; ob traditionell mit roten Bohnen, koreanischem Reiskuchen und Mandeln oder doch noch einen Ticken süßer mit Oreos und Biscoff Caramel – hier kannst Du zwischen sieben verschiedenen Sorten (von denen es auch reichlich vegane Varianten gibt) wählen. Falls Du noch keine Freude an eiskalten Getränken verspürst, können wir Dir den Ube Latte, der seine lila Farbe & den süßlich-nussigen Geschmack durch die philippinische Yamswurzel erhält, sehr empfehlen – er wärmt von innen, bringt etwas Farbe auf den Tisch und ist eine ausgefallenere Alternative zum herkömmlichen Latte. So oder so ist das 2D-Café einen Besuch wert und sollte beim Schlendern durch den Hackeschen Markt als Zwischenstopp eingeplant werden.
Text: Robyn Steffen / Fotos: Luna Schaffron
Always Together, Große Hamburger Str.24, 10115 Berlin–Mitte; Stadtplan
Mo–Sa 11–20h & So 12–18h
@cafe_alwaystogether
Back to the roots im Blumental. Früher war dieses historische Gebäude mit roter Backsteinfassade eine Arbeiterkantine – und jetzt gibt’s wieder einen Raum fürs Zusammenkommen und gutes Essen. Nur ein bisschen moderner! Abseits des Kreuzberger Trubels geht es durch den gelben Vorhang hindurch – und schon stehst Du mitten im lebhaften und doch entspannten und geräumigen Café und Restaurant Blumental am Engeldamm. Inmitten von Pastelltönen wird Dein Blick sofort auf die türkisfarbene Bar mit Terrazzo-Counter fallen. In der großen offenen Küche kreiert das (ausschließlich weibliche) Team vegan-vegetarische Gerichte wie „Amore Ajvar“ mit Sauerteigbrot, Ajvar, Grünkohlchips, eingelegten Zwiebeln, getrockneten Tomaten und Babyspinat – schon jetzt eines unserer Lieblingsgerichte hier. Perfekt für Brunch und Lunch.
Falls Du noch nicht ganz im Freizeitmodus bist – kein Problem: Das Blumental baut gerade noch eine Area für Co-Working aus, aber auch jetzt kannst Du hier schon entspannt mit Laptop auf einem der Sofas noch ein paar Dinge erledigen. Dazu einen frisch gepressten Saft oder ein Stück hausgemachten Kuchen? Wir empfehlen: die Schokoladen-Himbeer-Torte. Und das Beste: Was übrig bleibt, landet hier in der eigenen Kompostier-Maschine! Zero Waste ist das Motto der Macher:innen. Die sind übrigens ein Kollektiv mit Gastroerfahrung und viel Energie. Im Blumental wurde fast alles selbst und von Freunden gebaut und gestaltet. Und genau dieser Vibe macht das Blumental nicht nur zu einem gemütlichen, sondern vor allem zu einem einladenden Ort. Ob zu zweit zum Brunch oder als Clique zum Kaffee – hier ist Raum für vieles.
Text: Dave Alcantara / Fotos: Robyn Steffen
Blumental, Engeldamm 64, 10179 Berlin–Mitte; Stadtplan
Wed–Sun 9–18h
@blumental_berlin