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KLEINE KUNSTPAUSEN FÜR HIRN, HERZ & HUMOR: FÜNF AUSSTELLUNGSTIPPS FÜR DEZEMBER

KLEINE KUNSTPAUSEN FÜR HIRN, HERZ & HUMOR: FÜNF AUSSTELLUNGSTIPPS FÜR DEZEMBER

Das Jahr ist fast vorbei und es gibt noch so viel zu sehen: Kunst, Kunst, Kunst! Wer es schafft sich in diesen letzten Dezemberwochen ein paar freie Stunden freizuschaufeln, findet inmitten der folgenden Ausstellungen eventuell Muße, Inspiration oder zumindest ein paar stille Momente des Durchatmens für angenehme Kopffreiheit während dieser letzten stressigen Tage. Besonders gut kann man dies stets in Steph Kloss Projektraum „Die Möglichkeit einer Insel“ am Ende der Inselstraße, kurz vor der Brücke, die sich an dunklen Wintertagen mitten in der Stadt anfühlt wie das eigentliche Ende der Welt. Jonas Brinker zeigt hier noch bis zum 14.01.2024 seine aktuelle Ausstellung „Echo Eclipse„. Von der Finsternis zum Fichtebunker: Auch an Ebenspergers neuem Standort ist es einfach, den Rest da draußen hinter sich zu lassen – dafür sorgen allein schon die dicken Mauern. „Lost Your Way“ heißt Tim Etchells neue Soloausstellung dort passenderweise, im Zentrum steht (natürlich) die eponyme Neonarbeit, begleitet von Papierarbeiten und Bewegtbild. Bewegte Bilder, diesmal jedoch mit viel Humor, findet man auch in John Bocks aktueller Einzelausstellung „Ex-Ego-Gynt“ bei Sprüth Magers in Mitte. Gewohnt wild, gewohnt gut, gewohnt Berlin.

Wenn man schon dort ist und sich vor lauter Spaß beruhigen möchte, lohnt der Abstecher ins Untergeschoss übrigens sehr: Pamela Rosenkranz sorgt dort mit blau pulsierendem Licht für merkwürdig überirdische Beruhigung. Ganz weltlich wiederum geht es in Charlottenburg zu: Meyer Riegger zeigen die erste deutsche Einzelausstellung des verstorbenen Fotografen Jimmy DeSana mit Sex, Punk, Fun and Failure, ein paar Promis, vielen Amateuer:innen und deren Körper und no-budget-underground Ästhetik. Berührend und relevant, verstarb DeSana doch wie so viele zu jung während der AIDS-Epidemie im New York der 1980er Jahre. Die Ausstellung seines Werks kommt spät und ist doch relevant wie eh und je. Wer stattdessen lieber Berliner Underground erkundet, kann dies bei Schlachter 151 tun – der Off-Space des Verlags/Agentur/Irgendwasmitmedien-Ladens OOR, unter anderem Herausgeber der Berliner Numéro, zeigt gerade in seinen Räumlichkeiten in der Wilmersdorfer Straße den US-amerikanischen Tausendsassa Bryant Giles. Seine malerischen Arbeiten thematisieren Überkonsum und kurze Aufmerksamkeitsspannen. Also dann: Happy Holidays!

Text: Hilka Dirks / Fotos: Sophie Doering at Schlachter 151 showing Bryant Giles / Credit: Tim Etchells, In The Trees, 2020, Ebensperger; Jimmy DeSana Trust Courtesy of the Jimmy DeSana Trust, P·P·O·W, New York, and Meyer Riegger, Berlin/Karlsruhe

Die Möglichkeit einer Insel, Inselstr.7, 10179 Berlin–Mitte; Stadtplan
Echo Eclipse bis 14.01.2024 Fr–So 16–19h und mit Termin.

Ebenspergers, Fichtestr.6, 10967 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Lost Your Way bis 03.02.2024 Di–Sa 12–18h

Sprüth Magers, Oranienburger Str.18, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan
Ex-Ego-Gynt bis 27.01.2024 Di–Sa 11–18h

Meyer Riegger, Schaperstr.14, 10719 Berlin–Wilmersdorf; Stadtplan
Jimmy DeSana bis 06.01.2024 Di–Sa 11–18h

Schlachter 151, Wilmersdorfer Str.151, 10585 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Bryant Giles bis 31.12.2023 Mo–Fr 12–18h. Sa & So mit Termin.

@diemoeglichkeiteinerinsel
@ebensperger_
@spruethmagers
@meyerriegger
@schlachter_151

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SPRACHE WIE FEINES TEXTIL: JUDITH SCHALANSKY BEI DEN „BERLINER GEGENWARTSLITERATUREN“ IN DER VILLA OPPENHEIM

SPRACHE WIE FEINES TEXTIL: JUDITH SCHALANSKY BEI DEN „BERLINER GEGENWARTSLITERATUREN“ IN DER VILLA OPPENHEIM

Eines Tages drückte mir meine beste Freundin einen ungewöhnlich schönen Suhrkamp-Band in die Hand: Judith Schalanskys „Verzeichnis einiger Verluste“ – ein geheimnisvoll gescribbeltes Cover, schwarze Trennseiten aus dickem, offenen Papier, beim zweiten Hinsehen bedruckt mit ebenfalls schwarzen, feinen Zeichnungen. Der Geruch von Druckerschwärze. Dann fing ich an zu lesen. Im Folgenden sollte ich erfahren: Judith Schalansky verwendet Worte wie Webfäden, Satz um Satz verdichtet sie diese zu einer Sprache so voller Poetik und Intensität, dass es einmal begonnen schwerfällt, ihre Texte aus der Hand zu legen. Die Dichte der Sprache Schalanskys, ihre nostalgische Anmutung, wird getragen von ihren Inhalten. In essayistisch kleinen Formen versammelt ihr „Verzeichnis einiger Verluste“ eben genau das: Vergangenes, Verlorenes, Vergessenes. Sapphos Lieder, ausgestorbene Tiger, der Palast der Republik, versunkene Inseln. Verschollenes, Verschwundenes, Ruinen, Bibliotheken, Gefühle. Zusammengehalten werden Inhalt und Form auch durch die Gestaltung des Buches – diese gestaltet Judith Schalansky nämlich selbst. Alle, die nun neugierig geworden sind, oder die Schalanskys Literatur so lieben wie ich, sollten heute Abend (07.12.2023) sofort alles absagen und nach Charlottenburg fahren, denn Schalansky ist Gästin bei der diskursiven Lesereihe „Berliner Gegenwartsliteraturen“ in der Villa Oppenheim: In regelmäßigen Abständen spüren die Autorin Yael Inokai und die Literaturkritikerin Lara Sielmann den Themen und Motiven ihrer Gäst:innen in der Berliner Stadtgesellschaft nach, um diese um auditive und visuelle Elemente zu ergänzen. Es geht – natürlich – um Vergessenes. Aber auch um Schalanskys Essay „Schwankende Kanaren“, um Stadttiere, Orakel, Klimawandel und gesellschaftliches Zusammenleben. Und es wäre mit Sicherheit ein Verlust, diesen Abend zu verpassen.

Text: Hilka Dirks / Foto: Lilly Urbat / Credit: Villa Oppenheim

Villa Oppenheim, Schloßstr.55, 14059 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Berliner Gegenwartsliteraturen mit Judith Schalansky Do 07.12.2023 19h

@villaoppenheim

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IT’S CALLED CINEMA, BABY, LOOK IT UP — „SELECTS“, DAS KOSTENLOSE STREAMING PROGRAMM DER KINEMATHEK

IT’S CALLED CINEMA, BABY, LOOK IT UP — „SELECTS“, DAS KOSTENLOSE STREAMING PROGRAMM DER KINEMATHEK

November in Berlin ist der Monat, in dem das Licht gefühlt nur noch drei Stunden am Tag da ist und man sich noch nicht an Lebkuchen übergessen hat. Beste Bedingungen also, um Zeit mit bewegten Bildern auf dem eigenen Sofa zu verbringen. Für alle, die von den Angeboten der gängigen Streaming-Dienste ebenso gelangweilt sind wie ich, sorgt die Deutsche Kinematek seit einiger Zeit für Abhilfe: Kinemathek „Selects„, so der Name des kuratierten Onlineprogramms, welches thematisch sortiert und regelmäßig neu eine kleine, aber feine Auswahl aus der eigenen Sammlung präsentiert. Kostenlos zum Streamen in voller Länge und Qualität. Und was für eine Sammlung das ist! Kino küsst Kunst und andersrum. Nach Themenblöcken wie „A Long Hot Summer“ und „Female Perspectives“ ist die aktuelle Kuration der sechsten Edition passend zum 60-jährigen Jubiläum der Institution Kinemathek ganz dem Blick hinter die Kulissen des Filmemachens gewidmet. Cinema on Cinema: Kamera, Schnitt, Statist:innenmassen. Neun Arbeiten, unter anderem von Größen wie Harun Farocki, Ulrich Schamoni und Thomas Brasch, saugen Dich von der Couch direkt hinein in die fantastisch-fiktionale Welt des Kinos. Alle Filme sind noch bis zum 14.01.2024 online verfügbar. Und werden dann ganz sicher von einer neuen, ebenso sehenswerten Edition abgelöst.

Text: Hilka Dirks / Credit: Deutsche Kinemathek; DEFA-Stiftung & Horst Bluemel

Zum Streaming geht’s hier entlang.

@deutschekinemathek

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VON WARENLAGERN & AKROBATIKÜBUNGEN: RIMINI PROTOKOLL ZEIGT „LA DANSE D’AMAZON. EIN FULFILMENT CIRCUS“

VON WARENLAGERN & AKROBATIKÜBUNGEN: RIMINI PROTOKOLL ZEIGT „LA DANSE D’AMAZON. EIN FULFILMENT CIRCUS“

Ich habe mir schon oft vorgenommen, stark zu bleiben, aber dann werde ich doch wieder schwach und tue es: Ich bestelle etwas bei Amazon. Aber immerhin bin ich damit nicht alleine, auch Daniel Wetzel tut es hin und wieder, wie er im Interview mit Deutschlandradio verraten hat. Aber während ich einfach nur oberflächliche Shopping-Bedürfnisse befriedige, hat er sich tief in die Materie gegraben und Bücher über das E-Commerce-Phänomen gewälzt. Dabei ist der Päckchenversand nur das sichtbarste, was die Firma, die als „Relentless.com“ (übersetzt: schonungslos.com) startete, machte, bevor sie Amazon wurde. Vor allem ist das Unternehmen der weltweit größte Cloud-Anbieter, bei dem u.a. auch die Deutsche Polizei und das FBI ihre Daten verwaltet. Bei der reinen Literatur-Recherche ist es für Daniel nicht geblieben, denn er ist Teil von Rimini Protokoll – der wohl bekanntesten Performance-Gruppe für dokumentarisches Theater hierzulande. Herausgekommen aus seiner intensiven Arbeit ist dieses Mal ein Zirkus: „la danse d’amazon. Ein Fulfillment Circus„. Also Manege frei für Konsumkritik? Ja, und eine unterhaltsame Art, uns bewusst zu machen, dass wir mit jedem Klick an unserer digitalen Enteignung arbeiten und den Raketenstartplatz von Jeff Bezos finanzieren.

Für das Stück hat Rimini Protokoll sich nicht nur mit Menschen auseinandergesetzt, die beim Online-Händler Produkte verpacken – etwa im Kühlraum unsere Eiscremegelüste auf den Weg bringen – sondern mit Personen, die auf ganz verschiedenen Ebenen mit dem Unternehmen zu tun haben. Dafür castete Daniel Wetzel europaweit Artist:innen, um das Ganze auf körperlicher Ebene zu erforschen – also was es heißt, zwischen Fingerscanner, Warenband und Datenverifizierung zu arbeiten. So vielschichtig wie das Unternehmen Amazon an sich und das Aufgabenspektrum ist auch die Historie und Welt des Zirkus. Um sich der Geschichte der Manege zu nähern, zog Rimini Protokoll ebenfalls Expert:innen zu Rat: das Ehepaar Winkler, das unter ihrem Namen ein Zirkusarchiv betreibt. Gleichzeitig wurde die zeitgenössische Sichtweise von Artist:innen der Jetztzeit reflektiert: Ihre Perspektive auf die Auseinandersetzung mit Themen wie Fremdheit, Attraktionen, das Verhältnis von Mensch-und-Tier. Es kommen also viele Einflüsse zusammen im Fulfillment-Circus, der nun vier Tagen in der Manege in Mahrzahn gastiert. Aber keine Angst – Konsumkritik im Zirkus ist natürlich vor allem eines: Sehr unterhaltsam. Mich lässt es noch ein bisschen mehr zögern, das nächste Paket per Klick zu ordern. Und dafür hat sich der Ausflug in die Manege doch schon gelohnt oder?

Text: Nina Trippel / Fotos: Luna Zscharnt

Volksbühne, Linienstr.227, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan
La danse d’amazon. Ein Fulfillment Circus vom 23.–26.11.2023 ab 20h. Tickets gibt’s hier.

@volksbuehne_berlin
@rimini_protokoll

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EINE SCHLÜSSEL-IKONE DER ZEITGENÖSSISCHEN AFRIKANISCHEN MUSIK — ANGÉLIQUE KIDJO SPIELT IM HKW

EINE SCHLÜSSEL-IKONE DER ZEITGENÖSSISCHEN AFRIKANISCHEN MUSIK — ANGÉLIQUE KIDJO SPIELT IM HKW

„Best We Can“ heißt die letzte Single-Auskopplung der beninischen Sängerin und fünffachen Grammy-Gewinnerin Angélique Kidjo, die sie in diesem Jahr gemeinsam mit den beiden Musikern Nomcebo Zikode und James BKS veröffentlichte. Ein tröstender Titel und ein erstrebenswertes Ziel: Auch melodiös schaffen es die treibenden Beats und warme Sounds Kidjos, die allgegenwärtigen Wolken zu vertreiben. Am Freitag (24.11.2023) kann man sich davon auch live überzeugen: Das HKW lädt im Tiergarten dazu ein, sich ganz dem ungewöhnlich breiten Spektrum der Rhythmen afrikanischer Musik hinzugeben. Kongolesischer Rumba, nigerianisches Highlife, westafrikanischer Funk, kamerunische Makossa und und und… Verbindungen zu karibischem Reggae, nordamerikanischem Rock, brasilianischen Samba, europäischem Disco – kaum eine Musikerin bedient sich so mühelos in den Genres, verknüpft die Klänge mit ihrer einzigartigen Energie und lässt so ihren ganz eigenen Sound entstehen, schreckt weder vor Vintage-Zitaten noch Afrofuturismus-Tendenzen zurück. Vollkommen zu Recht gilt Kidjo mit ihrer bereits über vierzig Jahre andauernden Karriere als einer der wichtigsten westafrikanischen Künstler:innen und als Schlüsselfigur afrikanischer, kontemporärer Musik. Ein Glück, sie in Berlin erleben zu dürfen – und genau das Richtige an diesen Tagen, die schon am Nachmittag enden und in einer Zeit, in der wir uns alle regelmäßig in Erinnerung rufen sollten: Let’s do „the best we can“.

Text: Alina Herbel / Fotos: Fabrice Mabillot

HKW, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin–Tiergarten; Stadtplan
Angélique Kidjo am 24.11.2023 ab 20h. Mehr Infos und Tickets gibt es hier.

@hkw_berlin

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