
Emma Bovary langweilt sich. Sie langweilt sich in der französischen Provinz und in der Mittelmäßigkeit ihrer Ehe. Sie langweilt sich an der Seite ihres Ehemanns, der sich nicht, wie erhofft, als Protagonist in ihrer eigenen Lovestory herausstellt, sondern als träger Spießer. Der Ausweg: Sie stürzt sich in Affären und verschleudert ihr Geld, das geht – spoiler alert – nicht gut aus. Das Ende ist tragisch. „Bovary“ heißt das Tanzstück von Christian Spuck, in dem er sich der Handlung von Gustave Flauberts Roman „Madame Bovary“ annimmt und sie mit dem Staatsballett Berlin auf die Bühne der Deutschen Oper bringt. Die turbulente Geschichte der gelangweilten Ehefrau erzählt er in einer kontrastreichen Musikauswahl, in narrativen pas de deux und einer sehr guten Besetzung; der Abend gilt Michelle Willems, die als Emma die Geschichte einer Ehebrecherin (und einen der wichtigsten Romane des Realismus) tanzt. Und er gilt allen Zuschauer:innen, denn die Flucht aus vermeintlicher Ausweglosigkeit in die Selbstverschwendung und die Lust auf Realitätsferne scheinen derzeit nur allzu vertraut. Oder, wie Flaubert selbst gesagt haben soll: „Madame Bovary, c’est moi!“. Es bleiben Dir zwei letzte Vorstellungen, für die es noch Karten gibt – falls Du und Deine Liebsten Weihnachten in Berlin verbringen, könntet Ihr den Abend am 25.12.2024 (16 Uhr) gemeinsam in der Deutschen Oper einläuten.
Text: Inga Krumme / Fotos: Serghei Gherciu (mit der Erstbesetzung Weronika Frodyma)
Deutsche Oper, Bismarckstr.35, 10627 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan
Bovary 21.12. & 25.12.2024. Tickets gibt’s hier.
@deutscheoperberlin
@staatsballettberlin