DIE POLITISIERUNG VON SPRACHE & KLANG: LAWRENCE ABU HAMDAN IM HAMBURGER BAHNHOF

DIE POLITISIERUNG VON SPRACHE & KLANG: LAWRENCE ABU HAMDAN IM HAMBURGER BAHNHOF

Kann die Art, wie wir sprechen, sich unmittelbar auf unser Leben auswirken? Laut Lawrence Abu Hamdan schon: in vielschichtigen, audiovisuellen Installationen macht der britisch-libanesische Künstler nicht nur Klänge oder Sprachmerkmale sichtbar, sondern auch ihr politisches Potential. So zeigt die Einzelausstellung „The Voice Before the Law“ im Hamburger Bahnhof, auf ganz unterschiedliche Weise, dass Sprache Grundlage für Vorurteile und Diskriminierungen sein kann. In der Fotoreihe „Disputed Utterance“ wird sie sogar zum Beweisstück: der Begriff beschreibt Fälle, in denen Angeklagte allein auf Basis von schwer verständlichen und doppeldeutigen Tonaufnahmen verurteilt werden. Handyaufnahmen stehen hingegen im Zentrum von „This Whole Time There Were No Landmines“: ein länglicher Tunnel mit acht Monitoren zeigt greifbar einen Zusammenstoß von israelischem Militär und palästinensischen Demonstranten auf den besetzten Golanhöhen im Jahr 2011, indem akustische Besonderheiten des Ortes rekonstruiert werden. Die Arbeiten von Lawrence Abu Hamdan erzeugen Emotionalität durch ihre Immersivität und verbildlichen ungehörte Stimmen – ein ungewöhnlicher Ansatz, den man gesehen haben muss. (Text: Hanna Komornitzyk / Fotos: Maureen Paley & Staatliche Museen zu Berlin & Lawrence Abu Hamdan)

Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Invalidenstr.50–51, 10557 Berlin–Moabit; Stadtplan
Lawrence Abu Hamdan: The Voice Before the Law: 26.10.2019–09.02.2020
Di–Fr 10–18h, Do 10–20h, Sa–So 11–18h
@lawrenceabuhamdan

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