DIE STADT GEHÖRT ALLEN: DAS WERKBUNDARCHIV ERÖFFNET AN NEUEM STANDORT

DIE STADT GEHÖRT ALLEN: DAS WERKBUNDARCHIV ERÖFFNET AN NEUEM STANDORT

Das Werkbundarchiv ist eines jener Berliner Museen, das trotz seiner langen Geschichte und universalen Sammlungsidee noch immer als Geheimtipp gilt. Seit 50 Jahren widmet sich das „Museum der Dinge“ einem Thema so nah am Menschen wie kaum ein anderes: der Produktkultur des 20. und 21. Jahrhunderts. Aufbauend auf dem Archiv des Deutschen Werkbundes – einem Verein aus Künstler:innen, Unternehmer:innen und Kulturpolitiker:innen, der um 1907 gegründet wurde – stehen hier nicht etwa Gemälde und Hochkultur im Mittelpunkt, sondern Alltagsgegenstände. Von Designobjekten bis zu banalem Kitsch darf alles gleichrangig vertreten sein, was etwas über Zeit und Gesellschaft erzählt. Nach siebenmonatiger Schließzeit hat das Werkbundarchiv nun ein neues Zuhause gefunden: Auch wenn die neue Sammlungs-Daueraustellung offiziell erst im November eröffnet, feiert das Museum den Umzug von Kreuzberg nach Mitte schon jetzt mit einer sehenswerten Sonderschau.

Ausgangspunkt für diese Ausstellung ist die eigene Situation: Denn der Standortwechsel geschah nicht freiwillig. Nachdem ein Immobilienfonds den Vertrag über die Museumsflächen in Kreuzberg kündigte, musste das Team nach einer neuen Bleibe suchen. So beschäftigt sich „Profitopolis“ mit der Frage, wie Bodenspekulation Städte – und ganz konkret Berlin – verändert hat. Aufbauend auf zwei vorangegangenen Schauen aus den 1970ern zeichnet das Team die Stadtentwicklung der letzten 100 Jahre mit Archivmaterial aus dem eigenen Fundus und Leihgaben wie Plakaten, Büchern und Objekten nach. Ergänzt werden die Ausstellungsstücke, darunter ein herrliches „Anti-Monopoly-Brettspiel“, durch künstlerische Arbeiten. Mit dabei sind Daniela Brahm, die im Wedding das Vorzeige-Projekt ExRotaprint mitbegründete, und Mirja Busch, bekannt für ihr Archiv aus Regenpfützen. Den Kurator:innen gelingt entlang an Bürger:inneninitiativen, Verkehrsmise und umweltschonendem Bauen eine Zeitreise, an deren Ende die große Frage steht: Wem gehört die Stadt – und wie kann man sie zurückerobern?

Text: Laura Storfner / Credit: JF, Werkbundarchiv, Museum der Dinge

Werkbundarchiv – Museum der Dinge, Leipziger Str.54, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan

„Profitopolis oder der Zustand der Stadt“ bis 28.02.2025. Am 08.11.2024 eröffnet die neue Dauerausstellung.

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