DREI AUSSTELLUNGEN VOLL VISUELLER POESIE — GALERIEBESUCH IM EIGEN+ART LAB, BEI MEYER-RIEGGER & VON RACKNITZ+BAER

DREI AUSSTELLUNGEN VOLL VISUELLER POESIE — GALERIEBESUCH IM EIGEN+ART LAB, BEI MEYER-RIEGGER & VON RACKNITZ+BAER

Mit das größte Privileg in einer Hauptstadt wie Berlin zu leben, ist das kostenlose kulturelle Angebot, welches die vielen Galerien der Stadt anbieten: Wie gemacht für Wochenendtage, an denen die Energie nicht ausreicht, eine der großen Institutionen zu besuchen, für die Gedankenfreiheit in der Mittagspause oder den kleinen inspirierenden Ausflug nach Feierabend. Und bevor sich die Kunsthändler:innen der Stadt fürs Gallery Weekend rüsten, gibt es hier noch drei kleine poetische Tipps, die zu schade zum Verpassen sind: Abseits von den üblichen Hot-Spots zeigen die Kreuzberger:innen von Racknitz+Baer noch bis zum 21.04.2024 die erste Einzelausstellung des kanadischen Fotografen und Künstlers Alex de Brabant. „On Earth“ erzählt von der unheimlichen Verflechtung allen irdischen Lebens. Seinen Bilder zeigen einzigartige Ökosysteme und Stillleben und verwenden sorgfältige Aufmerksamkeit auf Symbolik, Komposition und einen oft psychedelischen Einsatz von Farben, um dem Betrachtenden eine Naturerfahrung zu ermöglichen, die an das Numinose grenzt – eine spirituelle Begegnung mit der Natur. Noch bis zum 13.04. zeigt die Charlottenburger Dependance der Mega-Galerie Meyer-Riegger die aus der Zeit gefallenen Arbeiten der Malerin Alma Feldhandler.

Mit unglaublicher Leichtigkeit entlockt sie den müdesten Farben eine pulsierende Leuchtkraft, baut klare Motive zu unscharfen Kompositionen, deren Diffusität noch lange hinter den Augenlidern nachhallt. Das sanfte Drama entsteht in der Ästhetik des Widerspruchs: uralte Malerei einer urjungen Künstlerin, wurde die Französin Feldhandler doch erst 1996 in Trappes geboren. Auf junge Kunst spezialisiert ist auch bekanntermaßen das Eigen+Art Lab in Mitte: Nur noch in der kommenden Woche, bis zum 06.04., wird dort die Ausstellung „Vulnerable State“ von Jens Kothe präsentiert. Berührend wird es auch hier, ganz direkt, denn es geht um Haut. Alles oszilliert zwischen Wunder und Wunde, Fragilität und Selbstentblößung, Schmerz, Sinnlichkeit und Verletzlichkeit. Das Ergebnis ist höchst ästhetisch und hinterlässt doch eine fast körperliche Reaktion, die sich auch nach Verlassen der Ausstellungsräume nicht ganz abschütteln lässt – genau so wie sie sein sollten, diese kleinen Dosen Kunst, die den Großstadtalltag doch so leicht durchbrechen können.

Text: Hilka Dirks / Foto: Peter Oliver Wolff / Credit: Alma Feldhandler, Who Is the Captain of All These Boys of Death?, 2023, Meyer Riegger, Berlin/Karlsruhe/Basel; Jens Kothe, Vulnerable State, Galerie EIGEN + ART; Alex de Brabant, von Racknitz + Baer

Alex De Brabant „On Earth“ bis zum 21.04.2024
VRB Gallery, Wiener Str.18, 10999 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan

Alma Feldhandler „Who’s the Captain of All These Boys of Death?“ bis zum 13.04.2024
Meyer-Riegger, Schaperstr.14, 10719 Berlin–Charlottenburg; Stadtplan

Jens Kothe, „Vulnerable State“ bis zum 06.04.2024
Eigen+Art Lab, Torstr.220, 10115 Berlin–Mitte; Stadtplan

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@eigenart_lab
@meyerriegger

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