
Eher durch Zufall bin ich auf Rogacki, diese angeblich beste Adresse für Feinkost im alten Westen, gestossen. Zwischen all den Geschäften übersieht man den Laden, der so gar nichts Feines an sich hat, auch leicht. Aber lass Dich nicht von der Fassade und dem Siebzigerjahre-Interieur irritieren: Hier gibt’s den Real-Deal in Sachen Feinkost: frischen und lebenden Fisch in großer Auswahl, bestes Fleisch und allerlei andere Spezialitäten. Und das schon seit 1928. Das Beste ist aber eigentlich das „Schlemmereck“ und das „Pastaeck“ – Treffpunkt für Alt-Berliner Feinschmecker. Wenn man sich auf die spezielle Atmosphäre einlässt, bekommt man hier hervorragendes Essen von der Tageskarte, frisch zubereitet: etwa Scampi auf frischem Saisongemüse oder Surf’n’Turf in erstklassiger Qualität. Bei Gelegenheit führe ich also meinen Berlin-Mitte-Besuch am Samstagmittag dorthin, obwohl es schon mal schwierig werden kann, einen der begehrten Plätze an den Stehtischen oder der Theke zu bekommen. Aber auch wenn es mal hektisch ist, bleibt die Stimmung immer locker und die Gäste freuen sich über ein Extra-Gläschen Federweissen, der schon mal spendiert wird, sollte es etwas länger dauern. Ich bin dem verblassten Westberliner Charme des Rogacki jedenfalls gänzlich erlegen.
Rogacki, Wilmersdorfer Str.145/46, 10585 Berlin-Charlottenburg; Stadtplan
Mo-Mi 9-18h, Do 9-19h, Fr 8-19h & Sa 8-16h
Oliver Moore ist freischaffender Art Director in Berlin und Mitgründer von SSAW-Studio
Erschienen in Cee Cee #42 am 2.2.2012