In seiner Ausstellung „Wish This Was Real“ manövriert uns Tyler Mitchell in eine Parallelrealität. Eine Realität, in der Menschen mit ihrem Schwarzsein nicht als Minderheit herausstechen und Schwarzes Familienidyll keinen Einzelfall darstellt. Das, so berichtet Mitchell einen Tag nach seiner Eröffnungsfeier beim Live-Artist-Talk mit Christoph Amend (Und was machst du am Wochenende?) im Delphi Filmpalast, war dem Fotografen und Filmemacher besonders wichtig. Bei eben jenem Event malt er den Zuhörenden ein gedankliches Bild von Georgia und seiner Hauptstadt, Atlanta: Der Staat im Südosten der USA sei für seine hohe Anzahl Schwarzer Einwohnender bekannt. Atlanta nehme insofern eine Sonderstellung ein, als dass hier – so erzählt der dort geborene Mitchell – Afro-Amerikaner:innen nicht, wie in anderen Großstädten, an den Stadtrand verdrängt leben, sondern den gesellschaftlichen Kern der bürgerrechtlich bedeutsamen Stadt ausmachen. Dem 29-Jährigen Mitchell ist es aber nicht nur ein Anliegen, seiner Heimatstadt mehr Präsenz zu verleihen, vielleicht genauso viel Bedeutung scheint zu haben, seinen liebsten Künstlern und Künstlerinnen eine überregionale Plattform geben zu können. Entsprechend ist praktisch ein gesamter Raum seiner Ausstellung jenen Ikonen gewidmet.
Es finden sich unter anderem Arbeiten von Modedesignerin Grace Wales Bonner oder dem Multitalent Gordon Parks. In weiteren Räumen sind Porträts von Stars wie Steve Lacey oder Donald Glover zu sehen. Mitchells Ambition, über die eigenen Kreationen sowie Erfahrungen hinaus Schwarze Kunst und Lebenswirklichkeit zu zelebrieren und zu verbreiten, zeigt, dass der junge Künstler nicht nur renommierter Schöpfer, sondern auch Visionär ist. Er träumt von einer Welt, die uneingeschränkt Platz für BPoC parat hält. Ganz elementares Konzept dieser Vision sind starke „black communities“ und so stehen diese in seinen Werken kontinuierlich im Vordergrund. Badeplätze, Hinterhöfe, Gärten oder Häuser sind Schauplatz eines familiären, intimen Lebens. Profane und zugleich nachhaltige Momentaufnahmen, die für Verbindungen sprechen, die wir alle begehren. Die Ausstellung ist noch bis zum 05.09.2024 zu sehen.
Text: Alishia Jackson / Credit: Tyler Mitchell / Ausstellungsansichten: Sophie Doering
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