
Ein echter Berliner verlässt seinen Kiez niemals, heisst es ja immer. Wahrscheinlich wissen die, dass man, wenn man das richtige Fleckchen wählt, gar nicht mehr in seinen Kiez zurück will. Wie zum Beispiel Lychen in der Uckermark. Hier, in einer kleinen Inselstadt umgeben von sieben Seen, haben ein neuseeländischer Künstler und seine deutsche Frau, eine Architektin, eine kleine Enklave des guten Geschmacks und der formvollendeten ländlichen Erholung geschaffen, die noch dazu ins Budget jedes unterbeschäftigten Performancekünstlers passen dürfte. In jahrelanger Arbeit hat das Paar das ehemalige Lychener Gerichtshaus in eine gemütliche Herberge verwandelt, inklusive liebevoll restaurierter Findlings-Möbel aus Omas Zeiten. Dazu kommt noch der Seeblick aus den Zimmern, das leckere Frühstück, der Garten am Haus, das griffbereite Boot und eben dass man vom Kuckuck geweckt wird, nicht von zankenden Pub-Crawlern. Da bleiben nicht mehr viele Argumente übrig, diesen Sommer nicht mal rauszukommen.
Lychen House, Kirchstr 3, 17279 Lychen; Stadtplan
Viviane Stappmanns ist Journalistin und 2011 von Melbourne nach Berlin gezogen.
Erschienen in Cee Cee #59 am 31.5.2012