
Ich war immer Podcast-Hasserin. In meinem Kopf war eh schon genug los, es brauchte nicht noch einen Erzählstrang. Dann habe ich mit dem Laufen angefangen und hatte plötzlich viel zu wenig eigene Ideen, um mich vom Gedanken „Wie lange noch?“ abzulenken. Also habe ich Podcasts ausprobiert, erstes Ziel: Zerstreuung vom läuferischen Selbstmitleid. Mittlerweile laufe ich ganz gern, und auch die Podcasts sind geblieben. Ich habe einige Favoriten, die mich jede Woche begleiten. Die meisten sind von Frauen, denn von denen lass ich mir viel lieber die Welt erklären: Mit Mitte dreißig war Elisabeth Day geschieden, mit viel Herzschmerz frisch getrennt und hat ihr Leben reflektiert – das war nicht die Realität, die sie sich für ihr zukünftiges Selbst ausgemalt hatte. Das nahm die Journalistin zum Anlass, berühmte und erfolgreiche Personen darüber zu befragen, was in ihrem Leben eigentlich schiefgelaufen ist. Die erste Gästin: Phoebe Waller-Bridge. Der Podcast wurde schnell erfolgreich (welche Ironie!). Auf „How to Fail with Elizabeth Day“ kann ich mich verlassen. Die Gespräche sind sehr gut, oft lustig, und immer menschlich. Um Fehler ohne Reue geht es auch bei Copycats. Die sind hier allerdings nicht empowernd, sondern dreist. „Copycats“ thematisiert die guten Ideen von Frauen – und die Männer, die sie geklaut und als ihre eigenen verkauft haben. Die Berliner Autorinnen Julia Meyer-Brehm und Brit Noise gehen durch die Geschichte und stellen Fälle vor aus Kunst, Naturwissenschaft, Popkultur und Architektur und suchen danach, wo genau Männer eigentlich eins gefunden haben: The Audacity.
Wer noch von weiteren spannenden Frauen hören will, hört im Anschluss „The Great Women Artists“ von Katy Hessel. Sie gibt Frauen den Raum, den sie verdient haben, der ihnen aber im Laufe der Geschichte und der Art, wie sie bis heute erzählt wird, selten gegeben wird. Von bekannten Namen wie Frida Kahlo zu Personen, die aktuell Kunstgeschichte mitschreiben, wie Pussy Riot’s Nadya Tolokonnikova – Katy Hessel spricht über sie und mit ihnen. Und ich höre zu. In Selbstportraits von Künstler:innen geht’s nie nur um deren Gesicht. In Porträts stecken oft Selbstbild, Weltbild, Weltschmerz und noch viel mehr. Rineke Dijkstra hat spannende Porträts gemacht, das wissen wir nicht erst seit ihrer Ausstellung in der Berlinischen Galerie. Diese war aber Anlass und Inspiration für den Podcast „Selbstbilder“ in Zusammenarbeit mit Salwa Houmsi. Sie spricht im Podcast mit Personen aus der Popkultur und stellt ihnen die einfachen Fragen des Lebens wie „Wer willst Du sein?“, „Bist Du im Reinen mit dir?“ oder ganz grundlegend „Wer bist Du?“ – ganz leichte Kost.
Text: Inga Krumme / Fotos: Jacquetta Clark & Karolina Grabowska
How To Fail With Elizabeth Day von Elizabeth Day
Copycats von Julia Meyer-Brehm und Brit Noise
The Great Women Artists von Katy Hessel
Selbstbilder von der Berlinischen Galerie und Salwa Houmsi
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