FRANZÖSISCH-MEDITERRANER LUXUS ZU BISTROPREISEN — À LA CARTE IM RICHARD BISTRO

FRANZÖSISCH-MEDITERRANER LUXUS ZU BISTROPREISEN — À LA CARTE IM RICHARD BISTRO

Die historischen Bleiglasfenster sind geöffnet, ein Lufthauch durchweht den Raum, das Tageslicht bläulich-kühl, durchmischt mit den pastellig-vorsichtigen Glastupfen unter der reich verzierten, gefühlt tausend Meter hohen Decke: Das Richard ist seit Jahren unumstritten eines der geschmackvollsten Restaurants der Stadt. Und das in jeder Hinsicht. Im saalartigen Raum auf der Köpenicker Straße serviert Hans Richard seit Jahren Sterneküche, die man wohl am besten als klassisch Französisch im beständigen internationalen Dialog und eklektischen Gemüse beschreiben könnte. Die Wände bedeckt mit wechselnder Kunst sahen schon vieles von Rose Wylie, Bernhard Martin und Araki hin zum aktuellen Display: Klossowski, Kiesewetter, Alec Soth und Nikolaus List, um nur einige zu nennen. Also auch hier, sowie im gesamten Interieur, viel Geschmack, Dialog, Eklektizismus. Doch Moment. Nochmal von vorn: Die historischen Bleiglasfenster sind geöffnet, ein Lufthauch durchweht den Raum — und es ist Montag? Und wo sind überhaupt die weißen Tischdecken? Alles ist lockerer. Offener. Durchlässig. Seit zwei Wochen ist das Richard nun auch eins der schönsten Bistros der Stadt — und das von Sonntag bis Mittwoch. Was das heißt? Essen à la carte. Französische Bistroklassiker (Austern, Tartare, Pommes) mit mediterranen Einschlägen (Sardellen, Taboulé, Babaganoush) und zwar vom gesamten Mittelmeer.


Deutlich wird das beispielsweise in einer Spitzpaprika: geröstet mit spanischem Pimentón de la vera, getunkt in italienischem Bagna Cauda, serviert an levantinischem Labneh. Viele Gerichte sind klein und kalt, was toll ist, denn man kann sie alle probieren und so eine Art luxuriöses Abendbrot genießen. Man kann sie natürlich auch teilen. Hierfür gezielt gedacht sind warme Hauptspeisen, die in dampfenden Kupfertöpfen zum selbst auftun auf die Tische kommen. Eine Bouillabaisse zum Beispiel (wobei diese so gut ist, man schafft sie auch allein) oder die ganze geschmorte Müritzer Lammschulter. Vier bis sechs Personen werden von ihr satt. Sie kommt mit Dörraprikosen, Zwiebeln und Mandeln. Der perfekte Sonntagsbraten. Wie gut, dass Sonntag schon ab Mittag geöffnet ist. Danach muss es ein Meringue Suisse sein. Die Pavlova-artige Mischung schmeckt wie eine Wolke, auf der kleine dicke Engel leben. Die historischen Bleiglasfenster sind geöffnet, ein Lufthauch durchweht den Raum, man ist faul, glücklich, leicht angeschwipst und satt. Die warmherzig-einnehmende Gastgeberin Bernadette bringt mit glucksendem Lachen die Rechnung — und die ist am Ende gar nicht so hoch. Oh Richard, wie gut, dass du nun auch ein Bistro hast. Wir haben es wirklich gebraucht.

Text: Hilka Dirks / Fotos: Robyn Steffen

Richard Bistro, Köpenicker Str.174, 10997 Berlin–Kreuzberg; Stadtplan
Mo–Mi 18–23h & So 12h30–20h30

@richard_bistro_berlin

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