HOCHFREQUENTE K.U.N.S.T. — JONATHAN MEESES “MONOSAU” IN DER VOLKSBÜHNE

HOCHFREQUENTE K.U.N.S.T. — JONATHAN MEESES “MONOSAU” IN DER VOLKSBÜHNE

Noch dreimal läuft in den nächsten Wochen das aktuelle Stück mit dem bezaubernden Titel “Die Monosau” von Jonathan Meese unter der Regie seiner berühmten “K.U.N.S.T.” (nicht zu verwechseln mit schnöder Kunst!) in der Volksbühne. Was genau man sich da ansieht, bleibt bis zum Ende offen. Ein Theaterstück? Performance Kunst? Eine leicht wehmütig anmutende Revue? Eine Chimäre zwischen Westberliner Underground der 1980er und den letzten Atavismen des Dadaismus? Der Text, entstammend aus Meeses gleichnamigen Episodenroman, ist so wirr und unterhaltsam, dass es unmöglich wird, ihm zu folgen. Auch den Schauspieler:innen scheint es so zu gehen – teils steht die Souffleuse selbst mit auf der Bühne. Alles ist schnell, laut, wirr und permanent wechselnd, dabei gleichzeitig repetitiv, monoton und lang. Wie es möglich ist, all diese Gegensätze zu vereinen, bleibt das Rätsel des Abends. Nichts ergibt Sinn, aller Sinn liegt im Nichts. Was war jetzt nochmal mit Stanley Kubrick, Rasputin und dem Urkasper? Alles unklar. Die Bühne wird zu einem Laufsteg und verläuft quer durchs Publikum, welches die meiste Zeit leicht verwirrt und doch hoch amüsiert wirkt. Und das ist kein Wunder. Stets bleibt offen, was Chaos ist, was Improvisation, was Disziplin.

Dafür umso beeindruckender und konstant ist das versammelte schauspielerische Talent des Ensembles. Und so sitzt man und staunt: Über die bodenlose Coolness eines tanzenden Martin Wuttkes, über Benny Claessens Selbstironie, mit der er auch die zigste Wiederholung des immer gleichen Textes meistert, über den berührenden Gesang der legendären Kerstin Graßmann und das neuinterpretierte Bauchrednern von Franz Beil als hochfrequente Muschel. Komplementiert wird dies durch Kostüme, Bühnenbild und Komposition auf Höchstniveau. Und auch wenn es offen bleibt, ob, wie Meese meint, Deutschland wirklich ein Gesamtkunstwerk ist, so ist es doch mit Sicherheit dieser Abend. Betrachtet man ihn als solchen, verzeiht man auch sofort teils vorkommende Tiefpunkte, Längen und Schamgefühle. “Wir müssen die Prolls der Kunst werden” fordert der Autor. Mit der Monosau ist es ihm auf sehr unterhaltsame Weise gelungen. 

Text: Hilka Dirks / Fotos: Apollonia T. Bitzan

Volksbühne am Rosa–Luxemburg–Platz, Linienstr. 227, 10178 Berlin–Mitte; Stadtplan

Die Monosau — Weitere Aufführungen: Sa. 25.02., 19h30, So. 05.03. & So 19.03. je 18h. Tickets gibt’s hier.

@volksbuehne_berlin

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