Der Herbst war mild und golden, ein langer, langer Nachgeschmack der vielen heißen Tage in Berlin. Und dann, ganz plötzlich, ist es Winter — und alles wird grau. Wer das immer noch nicht akzeptieren mag, dem sei noch bis zum 14.01.2023 die Ausstellung „Kurzurlaub“ der Künstlerin, Art Direktorin und Illustratorin Monja Gentschow bei HVW8 in der Linienstraße in Mitte ans Herz gelegt. Der Titel könnte passender nicht sein, betritt man den Galerie-Raum, ist man auf einen Schlag woanders, irgendwo zwischen Rimini und Los Angeles (wo übrigens passenderweise die Stammdependance der Galerie sitzt). Solero-Eis-farbene Sonnenschirme, Plastik-pinke Stühle, geschlängelte Poolwellen, gekrümmte Zigarettenstummel, Cocoon-hafte Croissants und gekreuzte Sonnenbrillenbügel bevölkern die Stillleben der visuell arbeitenden ZEIT-Kolumnistin. Ihre Inspiration entstammt den Pauschalurlauben und Reisebürokatalogen ihrer 1990er-Kindheit, kriecht aus dem Dazwischen: Autofiktion und gemalte Sehnsucht. Draußen das Grau, drinnen das Blau. Ein grünlicher Farbton, der die Stimmung der Ausstellung dominiert und es trotz aller Kühle vermag, die Erinnerungen zurückzuholen, an matschige Pfirsiche in der Strandtasche, Sand in der Jeans, zu viel Sonnencreme auf der klebrigen Stirn und diese warme, süße Langeweile, wenn die Hitze lähmt und der Beton sirrt — wie im perfekten Kurzurlaub.
Text: Hilka Dirks / Fotos: Justyna Fedec
HVW8 Berlin, Linienstr.161, 10115 Berlin–Mitte; Stadtplan
Monja Gentschow Kurzurlaub bis 14.01.2023 Di–Sa 14–19h
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