KUNST-AUSFLUG NACH POTSDAM: AUSSTELLUNG IN DER VILLA SCHÖNINGEN UND SPAZIERGANG ENTLANG DER SCHWANENALLEE

KUNST-AUSFLUG NACH POTSDAM: AUSSTELLUNG IN DER VILLA SCHÖNINGEN UND SPAZIERGANG ENTLANG DER SCHWANENALLEE

Vor fünfzig Jahren schrieb die Künstlerin Chris Reinecke den Titel „Schutz gegen Anfassen“ auf Denim-Stoff. Was damals als Antwort auf Sexismus und satirischer Kommentar zum Umgang mit Kunst gelesen werden konnte, erhält seit 2020 in der Villa Schöningen eine neue Ebene: Das kleine Stück Stoff versinnbildlicht die Sicherheitskonzepte und Masken, die zu unserem neuen Alltag gehören. Die Frage, wie Menschen trotz Abstandsgeboten zusammenkommen, bestimmt die Potsdamer Gruppenschau. Vierzehn Künstler*innen behandeln das Versammlungsrecht im Großen wie Kleinen, Privatem wie Öffentlichem. Manche wie Marcel Odenbach arbeiten sich an der Wiedervereinigung ab, andere wie die Malerin Marion Fink beschreiben die Mauern in den Köpfen der Gegenwart. Inhaltlich greift das Konzept auf keinen Geringeren als König Friedrich Wilhelm IV zurück, der nicht nur den Bau der Villa Schöningen beauftragte, sondern auch die Versammlungsfreiheit 1848 in der Preußischen Verfassung verankerte. Mit einem Spaziergang entlang der Schwanenallee, einstigem DDR-Grenzgebiet, lässt sich die Reise in die deutsche Vergangenheit weiter vertiefen. Zumindest hier, auf dem Weg zum Neuen Garten und Heiligen See, scheint der Titel von Jörg Immendorffs epochalem Wende-Gemälde aus der Schau recht zu behalten. Er lautet: „Ende gut – alles gut“.

Text: Laura Storfner / Fotos: Noshe, 2013 & 2020 / Credit: Anna Ehrenstein, Real Thomas Metzinger, 2019 © Villa Schöningen, courtesy of the artist and Office Impart & Fort, The Visit, 2019 © Villa Schöningen, courtesy of the artist and Sies+Höke

Villa Schöningen, Berliner Str.86, 14467 Potsdam; Stadtplan
1+1+1+1+1+1+1+1 Art. 8 GG Versammlungsfreiheit bis 28.03.2021, Fr–So 12–18h

@villa_schoeningen

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