Was passiert, wenn man ein Gemälde von Hieronymus Bosch und Quantencomputing verbindet? Die britische Künstlerin und Quantenphysikerin Libby Heaney macht es vor: Präsentiert von LAS übernimmt sie mit ihrer Ausstellung „Ent-“ den Projektraum der Schering Stiftung und zeigt eins der ersten Kunstwerke, das unter Einsatz von Quantencomputing geschaffen wurde. Ihre interaktive 360°-Installation macht die Zukunftstechnologie nicht nur als Thema, sondern auch als Werkstoff erfahrbar. Inspiriert von Boschs „Garten der Lüste“ kreierte Heaney ein virtuelles Universum, das verschiedene Bildelemente zum Leben erweckt. Anstelle der Tiere und Figuren, die Boschs rätselhaftes Wimmel-Tableau bevölkern, schickt Heaney eigene Quantenkreaturen in die Landschaft. Sie entstammen ihren Aquarellmalereien und werden mithilfe des quantenbasierten Programmierens animiert – wie verlaufende Wasserfarben entwickeln sich auch Heaneys Figuren weiter, verblassen und formieren sich neu.
Die Gegensätze zwischen Boschs Himmel und Hölle spiegeln sich für Heaney auch im Potenzial des Quantencomputings wider – einerseits wird die überlegene Rechenleistung der Maschinen als Heilsversprechen für Forschung und Wirtschaft gedeutet, andererseits schon jetzt kritisch über Auswirkungen auf Datenschutz und Privatsphäre berichtet. Auch wenn es noch dauern wird, bis sich zeigt, was Quantencomputer für unseren Alltag bedeuten: Mit Heaneys Kunst kann man schon jetzt in die Zukunft eintauchen.
Text: Laura Storfner / Fotos: Andrea Rosetti / Credit: Libby Heaney, Ent-, Installation view: Schering Stiftung, Berlin, 2022
Projektraum der Schering Stiftung, Unter den Linden 32–34, 10117 Berlin–Mitte; Stadtplan
LAS präsentiert: Libby Heaney – Ent- bis 01.05., Do–Fr 13–19h, Sa & So 11–19h. Eintritt frei, Timeslot hier buchbar.